Rezension

Mystery pur

Gegen die Gezeiten - Mia Salberg

Gegen die Gezeiten
von Mia Salberg

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: 

Ella leidet nach dem Tod ihrer Mutter an Asthma, weshalb ihr Vater sie auf die Insel Burron zu schicken. Dort soll sie bei der Schwester ihrer Mutter wohnen. Auf der Insel angekommen, meiden die meisten Bewohner sie dort, weshalb, das wird ihr nicht verraten. Der einzige, der Ella nicht feindselig gestimmt ist, ist Luke. Als Ella die ganzen Anspielungen auf ihre Mutter zu viel werden, ist sie sich sicher, dass sie das Geheimnis um die Insel lüften muss, um endlich Antworten zu bekommen.

Meine Meinung:

Ich liebe das Meer, weil ich am Meer aufgewachsen bin und daher habe ich immer ein heimisches Gefühl, wenn ich in Städten bin, wo es Wasser hat. Das Gleiche gilt auch für Bücher, mit dem Thema Meer, Meerwesen usw. Daher habe ich mich wahnsinng auf Gegen die Gezeiten gefreut.

Packende Lovestory mit fantastischen Elementen der keltischen Mythologie – Taucht ein in die Magie des Sturmherzens! (So wird die Story auf der Lovelybooks-Seite beschrieben)

Wie toll hört sich das bitte an? Wegen diesem einen Satz, habe ich mich ständig gefragt, wo denn nun die fantastischen Elemente sind. Ich wollte es einfach so unbedingt und alles hat in diese Richtung gedeutet. Und dann, als ich dachte: Ja, endlich geht es los! Ging es doch nicht los.

Dieses "bald fängt die Geschichte erst richtig an"-Gefühl, hatte ich durch das ganze Buch hindurch. Als es dann wirklich losging, war ich auf Seite 322. Das Buch hat also ganze 322 Seiten gebraucht, um meine Aufmerksamkeit endlich zu fesseln. Nur schade, dass es nach dreißig Seiten zu ende war. Weshalb ich das so empfunden habe? Die Antwort lautet: Wegen Ella, der Protagonistin.

Sie ist 15 / 16 und leidet an Asthma. Um sie von ihrem Asthma zu heilen, hat ihr Vater eine Idee: Er schickt sie auf eine kleine Insel an der schottischen Küste, von der ihre Mutter herkommt. Anscheinend hat die Insel einst Ellas Mutter geheilt, warum sollte es also nicht auch mit Ella funktionieren?
Auf der Insel angekommen, fühlt Ella sich unwohl und ungewollt. Das kann ich auch verstehen, sie ist ein Einzelkind, wuchs sehr privigiliert auf, bekam amscheinend immer ihren Willen und ist ein Großstadtkind. Die Insulaner sind ihr gegenüber abweisend und wollen sie nicht dort haben.
Wenn man mich in ein kleines Kaff verfrachten würde, wo die Leute merkwürdig drauf sind, würde ich auch alles und jeden ablehnen. Sie stolpert also von einem Fettnäpfchen ins nächste und natürlich sind alle anderen schuld. Dass sie kein Stück dazulernt und immer wieder ähnliche Fehler macht, eins und eins nicht zusammenzählen kann, daran denkt sie noch nicht einmal.

Was mich an Ella am meisten gestört hat, ist dass sie sich null auf die Insel einlassen kann. Sie will es zwar, aber auf eine sehr aufmümpfige Art. Nach dem Motto "Ich beweise euch, dass ich hierher gehöre. Dennoch bin ich besser als ihr, aber ihr müsst mich akzeptieren!" So schaut sie auf alle und alles herab und wundert sich, dass die Leute ihr keine Chance geben. In dem Buch hatte ich kein einziges Mal den Eindruck, dass die Protagonistin, deren Job es ist die Handlung voranzutreiben, es auch wirklich tut.

Was ich mir vom Love Interest versprochen habe, hat mich wirklich hängenlassen. Sobald Luke eingeführt wird, ist klar, zwischen den beiden wird was laufen. Doch außer Ellas Geschwärme blieb es dabei, bis Luke sich plötzlich auch von ihr angezogen fühlt. Das kann passieren, aber dafür, dass die beiden sich ineinander verlieben, hat mir das nicht gereicht. Ich wollte nicht nur pure Teeniehormone, sondern eine süße Nebenstrang-Liebesgeschichte. Luke ist der stereotypische Love Interest, der um den Willen der Protagonistin existiert und die Aufgabe hat, sie zu retten, sie abzulehnen und sie dann doch zu wollen. 

Es ist toll, wenn man sich in ein interessantes Buch hineinstürzt, mit einer vagen Erwartung und dann von der Handlung mitgerissen wird. Mit Gegen die Gezeiten war es so ähnlich. Man stürzt sich hinein und man tappt im Dunklen, versucht sich die Handlung zu ertasten, aber nada. Die Autorin gibt nichts preis, was einen weiterbringen könnte. Ich hätte einige handfeste Hinweise wirklich begrüßt. So hatte ich ständig das Gefühl, dass die Handlung sich hinzieht und dass nichts von Bedeutung passiert.

Die Auflösung findet erst so ab Seite 320 statt. Für mich ist das viel zu spät, denn so hat das Buch kaum noch Zeit für ein rundes Ende. Die Erklärungen fühlen sich gehezt und oberflächlich an, was einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt. Auch das Ende ist eher ernüchternd und wirkt auf mich zu gewollt. Mehr kann ich hier nicht sagen, ohne zu spoilern.

In der Kürze liegt die Würze:
Die Autorin schreibt sehr atmosphärisch; das Setting ist interessant aufgebaut; die Mythologie der Geschichte ist unverbraucht und frisch; unsympathische Protagonistin, die die Handlung nicht vorantreibt und oberflächliche Nebencharaktere; Spannung ist mal da, dann wieder nicht; gehetztes Ende.

Bewertung:  

Obwohl das Buch vielversprechend anfängt, hat es in der Mitte einen Hänger, der sich bis fast zum Ende hin zieht. Die Autorin hat einige tolle Ideen, aber vielleicht hätte man sich an einigen Stellen mehr auf die Haupthandlung konzentrieren sollen. Der rote Faden war für mich nicht immer erkennbar, daher  ♥ ♥ ♥ Herzchen. Ich denke, dass gerade jüngerere Leser sehr viel Spaß mit diesem Buch haben werden.