Rezension

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Mystisch, düster, beklemmend und absolut zu empfehlen

Melmoth - Sarah Perry

Melmoth
von Sarah Perry

Ja, was soll ich über Melmoth sagen? In dieser Geschichte tun sich Abgründe auf und zeigen die Menschen von ihrer schlechtesten Seite: Josef Hoffmann liefert aus Neid seine Nachbarn aus, Karel Pražan drückt sich vor der Verantwortung, Albína Horákova ist eine garstige alte Frau mit einer Leiche im Keller und Helen lässt den Menschen, der ihr am meisten bedeutet für ihre Taten büßen. Über alldem schwebt die biblische Figur Melmoth, auch genannt die Zeugin, wie ein dunkler Schleier und erinnert die Menschen nicht nur an ihre Verfehlungen, sondern will sie auch gleich mit ins Jenseits nehmen, um ihrer Einsamkeit ein Ende zu setzen.

Die Geschichte ist ohne Frage richtig gut geschrieben und es wird der ein oder andere geschichtliche Fakt eingewebt. Dazu noch eine Hand voll Mystizismus und fertig ist der Lack. Die Story erdrückt einen aber auch teilweise mit Melancholie, Selbsthass und dem schlechten Gewissen der Protagonisten, dass man sich regelrecht beklemmt fühlt, so als stehe Melmoth auch in der eigenen Zimmerecke. Da denkt man automatisch über seine eigenen Verfehlungen nach und wie schwer sie wiegen. Gegen die Verfehlungen der Protagonisten kommt man sich allerdings wie ein Chorknabe vor, soviel kann ich versprechen.
Melmoth sollte man reinen Gewissens lesen können, man sollte es sogar gelesen haben. Es ist ein schaurig-mystisches Leseerlebnis.