Rezension

Nach einem langatmigen Einstieg ein dynamischer und unterhaltsamer Psychothriller, der eine Sogwirkung entfaltet, auch wenn der Plottwist nicht völlig überraschend ist

Die Assistentin -

Die Assistentin
von Alexandra Andrews

Bewertet mit 4.5 Sternen

Florence Darrow ist Mitte 20 und arbeitet als Lektorin bei einem Verlag in New York und träumt davon, Schriftstellerin zu werden. Als ihr, auch aufgrund ihrer Ambitionen, fristlos gekündigt wird, wird ihr wenig später von einem anderen Verlag die Stelle als Assistentin der unter Pseudonym schreibenden Bestseller-Autorin Maud Dixon angeboten. Auch wenn die Assistentenstelle im Wesentlichen aus dem Abtippen des neuen Manuskripts und der Übernahme der Korrespondenz der Autorin besteht, hofft Florence von der imposanten Maud lernen zu können. 
Für die Recherche zu ihrem neuen Buch reisen die beiden gemeinsam nach Marokko. Nach einem Abend im Restaurant erwacht Florence mit Erinnerungslücken im Krankenhaus und weiß nicht, was mit Maud geschehen ist. Aufgrund einer Verwechslung nutzt Florence die Gunst der Stunde und schlüpft in die Haut ihrer Arbeitgeberin. 

"Die Assistentin" beginnt gemächlich mit der Vorstellung der Charaktere, bis sich der Roman ab der zweiten Hälfte zu dem ersehnten Psychothriller entwickelt. 

Florence ist eine ambivalente junge Frau. Einerseits hat sie ein klares Ziel vor Augen, für das sie sich skrupellos einsetzt, andererseits ist sie unsicher, naiv und blickt neidvoll auf andere und deren Erfolge. Helen hingegen strotz nur so vor Selbstbewusstsein und verhält sich Florence gegenüber überheblich. Sie gibt ihrer persönlichen Assistentin das Kommando vor und selbst wenig von sich und dem Geheimnis ihres Erfolges preis.
Die beiden haben keine Beziehung auf Augenhöhe, bis sich das Blatt zu wenden scheint und Florence nach dem Verschwinden von Helen ihre Rolle übernimmt. Dass der Identitätsklau auf Dauer nicht gutgehen kann, ist offensichtlich und so wartet man gespannt darauf zu erfahren, wie Florence überführt wird und was es mit dem mysteriösen Verschwinden von Helen auf sich hat. Als gewiefter ThrillerleserIn ist ein Plottwist vorhersehbar, aber wie bitterböse dieser aussehen wird, ist dennoch überraschend. 

Trotz des etwas langatmigen Beginns entfaltet sich die Geschichte dynamisch. Die Verhaltensweisen der Charaktere sind insbesondere aufgrund der Vorstellung im ersten Teil für den weiteren Handlungsverlauf nachvollziehbar und runden Thriller mit einem schlüssigen Ende ab. Der Schauplatz Marokko, der durch die Beschreibungen der Souks, der Enge der Stadt Marrakesch, dem Gauklerplatz und den Übernachtungen in Riads anschaulich geschildert ist, trägt darüber hinaus dazu bei, dass man förmlich in die Geschichte hineingezogen wird.