Rezension

Nach Hause kommen

Auf den Spuren der Königin -

Auf den Spuren der Königin
von Clare Marchant

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem hervorragenden Debüt "Die Frauen von Saffron Hall" der Autorin konnte ich ihrem zweiten Roman einfach nicht widerstehen.

Thomas, den ich bereits aus Saffron Hall kenne, ist nun erwachsen und kehrt 1584 nach England zurück. Am Hof von Königin Elizabeth I. findet Tom schnell eine Anstellung als Apotheker. Dort verliebt er sich nicht standesgemäss. Heimliche Treffen sind kaum möglich und seine Gehörlosigkeit macht es ihm noch schwerer, als die Sache eh schon ist. Doch seine Beeinträchtigung kann auch von Vorteil sein - so denken einige Verantwortliche am Hofe, allen voran Lord Walsingham, der Thomas als Spion einsetzt. Ein gefährlicher Job, denn es gilt herauszufinden, was die Anhänger der schottischen Königin Mary Stuart planen, um Elizabeth vom Thron zu stürzen.

440 Jahre nach Thomas kommt Mathilde nach England. Sie erbt das Haus ihres erst kürzlich verstorbenen Vaters - sie und ihre Mutter dachten, er wäre bereits bei Mathildes Geburt gestorben. Als Weltenbummlerin fällt es Mathilde schwer, sich vorzustellen an einem fixen Ort zu wohnen und weiss erst gar nicht, was sie mit dem grossen Haus zukünftig machen soll. In der Kapelle hinter dem Haus findet sie ein verstecktes Triptychon und fühlt eine Verbindung, nicht nur in ihren Träumen - nun ist sie neugierig und versucht mit Hilfe eines Kunstverständigen herauszufinden von wann und wem dieses Gemälde stammt.

Autorin Clare Marchant führt auch in diesem Roman in die Tudor-Zeit und lässt uns Leser*innen die "Streitereien" um die beiden Königinnen hautnah miterleben. Wie im vorherigen Band setzt sie dies toll in die Gegenwartsgeschichte ein. Und, was mir besonders gut gefallen hat, nimmt einen Charakter vom anderen Buch und erkürt ihn hier zu ihrem Protagonisten. Thomas, der mir bereits in "Die Frauen von Saffron Hall" ans Herz gewachsen ist, damals noch ein heimat- und elternloses Kind, ist nun erwachsen und kehrt mit viel Wissen um Heilkräuter, welches er vor allem seiner Adoptivmutter verdankt, zurück in die Heimat. Ebenfalls aus Frankreich kommt Mathilde, heimat- und elternlos wie damals Thomas. Diese Verbindung fand ich sehr passend. Ausserdem verbindet die Pflanzenliebe beide Protagonisten, diesmal dreht sich vieles um die kostbare Vanille.

Die Geschichten von Thomas und Mathilde sind eng verwebt und beide gefallen mir gleich gut. Die Kapitel haben eine ideale Länge, so dass es weder ein zu wenig der einen und ein zu viel der anderen Geschichte ist, sondern genau richtig verteilt.  

Die Idee, einen gehörlosen Spion in das historische Umfeld rund um die Babington-Verschwörung zu platzieren, finde ich toll. Ich weiss nicht, ob es damals tatsächlich gehörlose, lippenlesende Spione gab, aber der echte Lord Walshingham hätte Marchants Idee sicher gerne und mit Handkuss übernommen. 

Obwohl man beide bisher übersetzten Romane von Clare Marchant für sich lesen kann, empfehle ich euch, "Die Frauen von Saffron Hall" zuerst zu lesen und nicht umgekehrt. Thomas Entwicklung vom scheuen Kind zum Apotheker und Spion ist lesenswert. 

Fazit: Der Roman ist toll recherchiert, packend erzählt - es macht total viel Spass an Thomas Seite am Hofe Elizabeth I. ein- und auszugehen. 
5 Punkte.