Rezension

Nachkriegszeit veranschaulicht dargestellt

Und trotzdem leben wir -

Und trotzdem leben wir
von Michaela Küpper

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
1945, der Krieg ist beendet und alles ist knapp. In der ehemaligen Gastwirtschaft Krug in einer kleinen Stadt am Mittelrhein, teilen sich die Eigentümerin Gerrit Mann mit ihrer Familie sowie mehrere Flüchtlingsfamilien das Haus. Als auch noch die Kölnerin Eva Koch mit ihren 2 Kindern um ein Zimmer bittet, gibt ihr Gerrit nur widerwillig das Zimmer der verschwundenen Hilda.
Gerrit, Luise, Erika und Eva mit ihren Kindern sowie der Junge Emil Radek kämpfen ums tägliche Überleben, denn Nahrung ist knapp, Arbeit schwer zu finden. Das Zusammenleben der Familien ist zunächst von Misstrauen und Neid geprägt, nur langsam scheinen sie sich für einander zu interessieren und überwinden ihre Vorbehalte.

Meine Meinung:
Die Autorin Michaela Küpper präsentiert hier in einem flüssigen Schreibstil eine gelungene Hommage an all die Frauen, die nach dem Kriegsende völlig auf sich gestellt ihre Kinder durchbringen mussten und selbst mit ihren eigenen Dämonen des Krieges zu kämpfen hatten.
Realitätsnah und einfühlsam wird anhand der einzelnen Charaktere und ihren persönlichen Erlebnissen die damalige Zeit beschrieben.
Nach und nach, in kleinen Häppchen kommt man ihnen näher, erhält Einblick in ihrem individuellen Drama und wie sie damit umgehen. Dabei konfrontiert uns die Autorin mit bewegenden Szenen, die manchmal nur angedeutet werden. Geprägt von Verlust, Trauma, Hunger und vieles mehr, stellen sie sich mutig ihren alltäglichen Sorgen und bereiten sich voller Hoffnung auf die Zukunft vor. Jede der unterschiedlichen Protagnisten war mir auf ihre eigene Art sympathisch, selbst die mürrische Gerrit. Der 14-jährige pfiffige Emil jedoch hat mein Herz gewonnen, wie er mit seinem Organisationstalent sich rührend um seine Mutter kümmert. Manchmal hätte ich mir einen tieferen Einblick zu den einzelnen Figuren und ihren Familien gewünscht, habe aber Verständnis dafür, dass es nicht immer möglich war.
Mich hat dieses Buch tief berührt, obwohl ich gelegentlich den Eindruck hatte, dass Geschehnisse bewusst etwas nüchtern erzählt wurden. Interessant, spannend und informativ wurde ich mit diesem Buch gut unterhalten und habe mein Augenmerk bereits auf andere Bücher der Autorin geworfen.

Fazit:.
Ein berührender Roman über das Schicksal vieler Frauen und ihr mutiges Leben nach dem 2. Weltkrieg