Nette Reise durch Europa
Bewertet mit 5 Sternen
Beate Malys historischer Roman "Das Sündenbuch" zieht den Leser schnell durch seine spannende Handlung, gut konstruierten Figuren und die lebendige, flüssige Sprache in seinen Bann.
Die Handlung, welche in weiten Teilen auch einfach einmal aus der Schilderung einer abenteuerlichen Reise besteht, führt den Leser durch ganz Europa. Es ist mir hierbei nicht schwer gefallen, mir die Orte vorzustellen, die die Figuren besuchen, selbst, wenn ich noch nicht dort gewesen bin. Immer wieder geschehen spannende Ereignisse. Stets sind Jana und Conrad / Doktor Pfeiffer Gejagte, ob durch Tomek und Jendrik oder einem bösen, entstellten Kleriker. So leicht, schnell und angenehm der Roman zu lesen war, so vorhersehbar waren leider auch die meisten Wendungen. Beispielsweise Jendriks Outing kam überhaupt gar nicht überraschend. Es wurde viel zu konkret beschrieben, dass er Jana nicht mag und beneidet. Da fiel es dem Leser nicht schwer zu erratenn, weshalb dem so ist.
Bei den Figuren, die zwar gut gelungen sind und sehr lebendig sprechen und auftreten, fällt trotzdem auf, dass sie sehr konstruiert und durchdacht sind. Die Autorin hat verucht, allen genügend Motivationen mit auf den Weg zu geben, um Handlungen zu erklären. Manchmal wirkten sie für mich übermotoviert, sodass es fast nicht mehr natürlich war. Wirklich genervt hat mich, wie blind Jana und Conrad gegenüber ihrer zwischenmenschlichen Beziehung waren. Man reist so lange zusammen und besteht abentuer nach Abentuer und soll dann erst so spät merken, was man füreinander empfindet? Für mich sehr unglaubwürdig.
Mir hat außerdem die Handlungsbasis sehr gut gefallen: die abenteuerliche Jagd nach Manuskripten. Dabei kam mir dann allerdings das Ende doch wirklich sehr schnell und viel zu abrupt. Man wird sozusagen nach dem letzten Absatz aus dem Buch geworfen und fragt sich, so spannend und gut zu lesen auch alles andere war, ob es das jetzt schon gewesen sein soll.
Ich hoffe dennoch sehr auf einen zweiten Teil! Ich habe das Buch in einem Rutsch weggelesen und war sehr begeistert, wenn auch einige kleinere Kritikpunkte anzubringen sind. Hier gebe ich gerne fünf Sterne.