Rezension

Netter Historienschinken für Zwischendurch

Inseln im Wind - Elena Santiago

Inseln im Wind
von Elena Santiago

Bewertet mit 3 Sternen

Diesen Roman, der unter dem Genre "Historischer Roman" gehandelt wird, würde ich eher als gelungenen Liebesroman mit historischen Anklängen bezeichnen.
Die Handlung beginnt im Januar 1649 mit der Enthauptung von Charles I. Protagonistin ist die junge, mutige und unkonventionelle Elisabeth, einziges Kind eines Viscounts in England, die auf die Insel Barbados, damals eine der ersten britischen Kolonien, verheiratet wird. Bereits vor ihrer Hochzeit macht sie durch Zufall die Bekanntschaft des Kapitäns Duncan Haynes, für den sie, ohne es sich erklären zu können, sofort in Leidenschaft entbrennt. Das klingt jetzt ziemlich kitschig, aber genau so ist die Romanhandlung und irgendwie gelingt es der Autorin, sich vom Heftchen-Niveau abzuheben und nicht ins banale abzudriften.

Elisabeths Ehemann Robert und auch ihr Schwiegervater sind äußerst schwierige Charaktere und hüten ein düsteres Familiengeheimnis. Liebe oder Emphatie scheinen diese beiden nicht empfinden zu können. Doch Duncan taucht immer wieder in Elisabeths Leben auf und sie geht eine Affäre mit ihm ein.
Dieser hauptsächliche Handlungsstrang ist sehr gut eingebettet in die Naturbeschreibungen der Insel, die Beschreibungen der Sklavenhaltung und in die sich langsam entwickelnden Probleme zwischen der Kolonie und dem Mutterland England. Auch wenn diese historischen Tatsachen gut recherchiert sind und auch gekonnt Spannung erzeugen liegt für mich das Hauptaugenmerk jedoch auf den zwischenmenschlichen Beziehungen. Zahlreiche gut gezeichntete Nebenfiguren lassen die Szenerie stets lebendig und vielfältig sein.

Einziger Kritikpunkt ist in meinen Augen, dass die Beziehung zwischen Duncan und Elisabeth bis weit über die Hälfte des Buches hinaus ausschließlich aus sexuellen Kontakten besteht, was ich etwas einseitig und im späteren Verlauf nervig fand. Erst am Ende ändert sich das und es entstehen auch einmal ernsthafte Gespräche zwischen den beiden. Daher, und weil der Roman leider nicht lange haften bleibt und nicht nachklingt, ziehe ich zwei Punkt ab.

Alles in allem liegt hier aber ein gelungener Unterhaltungsroman vor, der mir beim Lesen großen Spaß gemacht hat und zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen ließ!