Rezension

Neu: metaphysische Fantasy

Das Wispern der Schatten - Adam J. Dalton

Das Wispern der Schatten
von Adam J. Dalton

Bewertet mit 4.5 Sternen

Gut, dass ich beim Lesen des Buches bereits wusste, dass es ein Auftaktband einer Trilogie ist, sonst hätte ich mich wahrscheinlich über die eine oder andere Sache gewundert. Denn es werden viele verschiedene Figuren eingeführt und sehr ausführlich die religiöse Struktur des Landes, welche auch gleichzeitig für die weltliche Regierung zuständig ist, beschrieben. Wobei beschrieben ist das falsche Wort: Durch Perspektivwechsel bekommt der Leser einen Einblick in vier Stufen der Hirarchie der religiösen Führer. In jeder Stadt gibt es einen Prediger, der den Kindern die Religion näher bringt und ihnen so Regeln einverleibt, die ihr Leben maßgeblich beeinflussen und sie auf den völligen Eintritt in das Reich durch einen Heiligen vorzubereiten. Wir erleben vier der Heiligen, wobei auf Azual das Hauptaugenmerkt gesetzt wird, ist er doch der Zustänidge Für Jillian. Die Heiligen sind diejendigen, die direkt mit dem Volk in Berührung kommen und diese “zu den Erlösern” ziehen, sie also an die Religion binden. Jeder dieser Heilgen scheint eine gänzlich andere Herangehensweise an ihre Berufung zu haben. Ihnen vorgesetzt sind die Erlöser, wobei es in dieser Gruppe auch noch eine Hirarchie zu geben scheint. Der Leser erlebt jedenfalls den direkten Umgang mancher Erlöser mit ihren Heiligen. Schließlich erfahren wir noch von einem Wächter der Erlöser. Dieser ist im Gegensatz zu den anderen Erlösern nicht ständig in einem Wachschlaf liegt, indem die Erlöser die Welt beobachten, miteinader kommunizieren und dabei nicht altern. Dass dieser Aspekt elementar ist für die Trilogie erkennt man nicht nur daran, dass der Autor diesen Punkten sehr viel Zeit gewidmet hat, die dem Leser einiges an Arbeit zum Verständnis kostet, sondern auch daran, dass er für seine Werke ein eigenes Genre erschaffen hat: die metaphysische Fantasy. (Quelle) Obwohl ich sagen muss, dass ich schon einige andere Bücher gelesen habe, die sehr wohl in dieses Gerne passen könnten!
Aufgrund dieser Tatsache spielen in diesem Buch recht viele Personen mit, die auch zumeist eine eigene Perspektive erhalten, um ihren Teil zu erzählen. Doch die Anzahl ist nicht überbordend, so dass es mir stets gelang den Überblick nicht zu verlieren. Bei den Charakteren gibt es wie so oft die typisch guten – (Jillian) und die typischen bösen Gegner (Azual), doch darüber hinaus gibt es noch eine sehr große Anzahl bei denen man noch nicht einschätzen kann, in welche Richtung sie tendieren, da sie entweder zu ambivalent oder zu beeinflussbar sind. Das hat mir sehr gut gefallen. Außerdem war mir der Hauptcharakter Jillian von Beginn an sehr sympathisch, wenn ich auch das Gefühl habe, dass er sich viel älter bzw. reifer verhält, als er mit seinen 13 Jahren mitunter sollte. Auch die anderen Chraktere waren sehr gut beschrieben und in ihrern Handlungen in sich schlüssig. Am besten gefallen hat mir da noch die junge, unschuldige Freda. Ein Wesen aus Stein, dass neu geboren wird und nichts von der Welt weiß und diese mit ihrer naiven tumben Art kennenlernt. Ihre Beschreibungen sind mitunter sehr putzig. Da eine Welt untertage die erste war, die sie kennenlernte, vergleicht sie alles mit dieser Welt. Z.B. ist der Mond für sie ein Haken an der Decke, an dem die Arbeiter bestimmt etwas aufhängen wollen und die Sterne Diamanten.
Sieht man einmal davon ab, dass die Figuren und das Regime ausführlich eingeführt werden, wie es in einem ersten Band nun einmal der Fall sein muss, ziehen sich die grundlegenden Erklärungen nicht so weit in das Buch hinein, dass es wie andere erste Teile nur zur Einführung dient. Stattdessen werden hier immer wieder spannende Stellen eingebaut, die in einem ebensolchen Finale enden. Zudem tut der gelungene, flüssige Schreibstil des Autors dazu bei, dass mir das Lesen sehr viel Freude bereitet hat und ich nun auf die Fortsetzung warte! Und, keine Angst, Übersinnliches spielt hier zwar eine wichtige Rolle, aber weltliche Dinge kommen nicht zu kurz, so dass es sich im Grunde nicht anders liest, als so mancher anderer Fantasy-Roman!

Fazit: Mir hat Das Wispern der Schatten wirklich gut gefallen. Der Autor hat meines Wissens nach mit seinen Werken ein neues Genre – die metaphysische Fantasy – geschaffen. Da der Fokus somit stark auf dem Übersinnlichen liegt, ist es sinnvoll, sich das vor dem Lesen klar zu machen. Für mich hat Das Wispern der Schatten frischen Wind in die Fantasy-Welt gemacht und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.