Rezension

Neue Aufregungen im Pensionat an der Mosel

Schwestern im Geiste -

Schwestern im Geiste
von Marie Pierre

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es gab Momente, in denen Pauline Martin überzeugt war, dass es wesentlich einfacher sein musste, einen ganz Sack Flöhe zu hüten, als ein knappes Dutzend halbwüchsiger Backfische. Besonders, wenn gerade der Frühling vor der Tür stand...“

 

Mit diesen Zeilen beginnt der zweite Teil um das Pensionat an der Mosel, der im Jahre 1911 im Reichsland Elsass - Lothringen spielt.

Die Autorin hat erneut eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben, die die historische Entwicklung gekonnt aufgreift und in die Handlung mit einbezieht. Vieles zeugt von einer umfangreichen und exakten Recherche der Autorin.

Im Pensionat wird eine neue Lehrerin erwartet. Rhona O´Meally kommt aus Irland und soll Englisch und Musik unterrichten. Schon bei ihrer Vorstellung zeigt sich, dass sie offen mit den Fragen der Schülerinnen umgeht. Nur Charlotte vergreift sich im Ton. Hier kontert sie geschickt:

 

„...Wir Iren sind aus hartem Holz geschnitzt. Da bedarf es weitaus mehr als der ungezogenen Bemerkung eines unreifen Görs, um mich zu treffen...“

 

Mit „Oliver Twist“ lässt sie die Schülerinnen gleich anspruchsvolle Literatur lesen. Pauline hospitiert in ihrem Unterricht und ist beeindruckt. Trotzdem hat sie ein ungutes Gefühl. Was verheimlicht Rhona? Klingt da eine Prise Fanatismus durch?

Esther ist Jüdin. In der Fabrik ihrer Familie wird gebrannte Keramik hergestellt, berühmt als Saargemünder Faience. Beim Besuch von Saargemünd steht auch eine Fabrikbesichtigung an. Das sieht Charlotte nicht ein. Pauline redet Klartext:

 

„...Alles, was du dir an Wissen und Kenntnissen aneignest, kann dir später einmal von Nutzen sein. Und wenn es nur darum geht, die Welt, welche dich Tag für Tag umgibt, besser zu begreifen...“

 

Sehr gut wird die Vielschichtigkeit der jungen Frauen dargestellt. Hier treffen unterschiedliche Interessen und Hoffnungen aufeinander. Einige sind sich schon darüber im Klaren, wie ihr zukünftiger Lebensweg einmal aussehen soll. Doch als Eifersucht ins Spiel kommt, wird es hässlich. Plötzlich wird Esther wegen ihrer Religion beschimpft und beleidigt. Als es zu Diebstählen im Pensionat kommt, ist sie die Beschuldigte. Zwar ist klar, wer die Fäden zieht, doch die Konsequenzen sind eher geringfügig. Wie formuliert es Louise, eine der Schülerinnen?

 

„..Jemanden wie Charlotte traue ich nur so weit, wie man ein Klavier werfen kann, und das ist nicht besonders weit...“

 

Natürlich steht Wachtmeister Schrotherr wieder auf der Matte. Der hatte schon im letzten Band Pauline das Leben schwer gemacht. Glücklicherweise zeigt ihm der preußische Hauptmann Erich von Pließnitz seine Grenzen auf. Zwischen Erich und Pauline entwickelt sich eine zarte Beziehung. Doch beide wissen, dass dies nicht sein darf.

Es passiert einiges, bevor nach den Ostertagen endlich Ruhe ins Pensionat einzieht.

Im Nachwort geht die Autorin nochmals ausführlich auf die Themen Freiheitskampf in Irland, Antisemitismus und Reichsland Elsass – Lothringen ein.

Ein Personenverzeichnis zu Beginn, historische Fotos auf der inneren vorderer Umschlagseite, ein Glossar und ein Karte von Diedenhofen im Anhang des Buches ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.