Rezension

Nicht ganz mit Schirm, Charme und Melone

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens -

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
von Mathias Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Historisch spannend.

ermittelt die Kriminalpolizeianwärterin Lucia Sprecht im Fall des Todes eines Blumenmädchens, wie der erste Titel der Reihe „Die Kriminalistinnen“ von Matthias Berg lautet.

Lucia Specht ist eigentlich gelernte Sekretärin und kommt aus dem Zechenmilieu des Ruhrpotts. Doch sie will mehr aus ihrem Leben machen und ergreift die Chance, als erstmals 1969 in Düsseldorf Frauen bei der Kripo in Düsseldorf ausgebildet werden. Zusammen mit ihren 5 Kolleginnen, die unterschiedlicher nicht sein können, doch alle dasselbe Ziel verfolgen, steht Lucia ihre Frau in einer männerdominierten Domäne. Dabei hat sie nicht nur mit den Vorurteilen der Kollegen zu kämpfen. Doch in dem Fall des toten Hippiemädchens, der zunächst wie ein Unfall aussieht, sich dann aber schnell als ein Mord im Milieu von Drogenkriminalität und Pornographie erweist, ist weibliche Intuition nicht immer fehl am Platz.

Während die kriminalistische Handlung eher konventionell und frei von unverhofften Wendungen ist, besticht der Roman eher durch sein historisches und lokales Kolorit. Geschickt verflicht der Autor historische Begebenheiten mit der Romanhandlung und lässt den Leser gänzlich eintauchen in das Lebensgefühl der späten 60er Jahre zwischen dem konservativ-spießigen Establishment und den die freie Liebe praktizierenden Hippies, die sich gegen alles Konventionelle verwehren. Die Figuren und ihre Beziehungen sind sehr vielschichtig angelegt und weit entfernt vom Klischee, was es umso interessanter macht, an ihren Leben, ihrer Gefühls- und Gedankenwelt Anteil zu nehmen. Und dabei sind es nicht nur die Frauen, die sich in einer neuen Rolle zwischen Hausfrau, Mutter und selbständiger Berufstätigkeit finden müssen, sondern auch die Männer müssen sich dazu positionieren mit ihren Wünschen von der braven, fürsorgenden Ehefrau und der erotisch verführerischen Geliebten, die sich nicht unbedingt mit Frauen à la Emma Peal vereinbaren lassen, die sich in diese Schubladen nicht fügen wollen.

Wer den actionreichen, psychologisch raffinierten Krimi liebt, wird hier wohl nicht unbedingt ganz so auf seine Kosten kommen. Wer aber die Atmosphäre und die historische Eigenheit an einem Krimi schätzt, der wird sich gut unterhalten finden.