Rezension

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Nicht so toll wie der erste Band

Die Geschichte der getrennten Wege - Elena Ferrante

Die Geschichte der getrennten Wege
von Elena Ferrante

Lange haben wir alle auf dieses Buch gewartet! Wie enttäuscht war ich, als der Erscheinungstermin von Mai auf August verlegt wurde. Mich hatten die ersten beiden Bände der Neapel-Saga so beeindruckt und begeistert, dass ich es kaum erwarten konnte, den dritten (und natürlich den vierten) Band zu lesen.

Ich werde die Handlung der Geschichte jetzt nicht weiter aufbereiten, wir alle kennen Lila und Elena und wer sie nicht kennt, kann sich sicherlich in vielen anderen Rezensionen über sie informieren. Mir waren die beiden im ersten Band direkt ans Herz gewachsen, Lila mit ihrer Intelligenz und ihrer Kraft und ihrem Eigensinn, Elena mit ihrem Fleiß und ihrer Willensstärke. Auch im zweiten Teil gefielen mir die Figuren noch größtenteils, obwohl ich sie teilweise schon etwas anstrengend fand. Nun im dritten Band stehe ich ihnen mit zunehmend durchwachsenen Gefühlen gegenüber. Interessante Figuren sind sie, keine Frage. Doch oft kann ich ihnen nicht mehr folgen, kann ihre Handlungen und Gefühle nicht mehr richtig nachvollziehen. Lilas störrische Weigerung, ihre Intelligenz zu nutzen und stattdessen in einer Wurstfabrik sich kaputtzuarbeiten. Elenas permanente Verunsicherung trotz ihres Erfolges. Dass sie Pietro heiratet, obwohl sie ihn anscheinend nicht wirklich liebt. Dass sie es beide kaum noch schaffen, ihre alte Vertrautheit wiederherzustellen und stattdessen ständig Spielchen spielen. Doch dann gibt es auch wieder Phasen, in denen ich sie gut verstehen und auch leiden kann. Als Elena nach Neapel zurückkehrt und sich hingebungsvoll um Lila kümmert, obwohl sie jahrelang kaum Kontakt hatten. Elenas Besessenheit von Nino finde ich wiederum nervig, das ist doch ein totaler Idiot! Warum ist sie so verrückt nach ihm?

Auch finde ich persönlich die Abschnitte, in denen es um die Politik, Versammlungen, Gewerkschaften, etc. geht immer etwas langatmig. Aber das liegt sicherlich daran, dass es einfach nicht so wirklich mein Interessengebiet ist. Ich bin aber dennoch immer wieder beeindruckt von dem Wissen und der Bildung, die die Autorin haben muss, um so zu schreiben!

Alles in allem gefällt mir der dritte Band zwar nicht ganz so gut wie der erste, doch ich habe ihn trotzdem mit Interesse gelesen und streckenweise hat er mich auch genauso mitgerissen wie letztes Jahr der erste. Ich bin gespannt auf den vierten Teil und darauf wie sich da der Bogen zum Beginn des ersten Bandes schließen wird.