Rezension

Nicht unspannend, aber seltsam

Das Haus der verschwundenen Kinder
von Claire Legrand

Bewertet mit 3 Sternen

Während des Lesens habe ich mich vor allem eines gefragt: Für welche Altersgruppe ist dieses Buch wohl gedacht? Gut. Die Empfehlung lautet: ab 12. Doch der Schreibstil ist so unschuldig, märchenhaft-erzählend, das Cover so verspielt, dass man spontan an 8- bis 10jährige Kinder denkt. Sprösslingen, denen die Lektüre daraufhin vorgelesen oder in die Hand gedrückt wird, sollten starke Nerven haben – es wird grausig!

Dabei fängt es recht harmlos an: Die 12jährige Victoria und der gleichaltrige Lawrence sind Freunde, aber grundverschieden. Lawrence ist ein verträumter Künstlertyp, der sein Herz an das Piano verloren hat, Victoria ist organisiert und strebt in jeder Hinsicht Perfektion an. Als Lawrence plötzlich verschwindet und sich auch die Erwachsenen seltsam benehmen, stellt Victoria Nachforschungen an und stößt dabei schnell auf das ominöse Kinderheim der kleinen Stadt. Hier hält die attraktive aber unheimliche Mrs. Cavendish das Zepter in der Hand.

Es geht um Freundschaft, Individualität, Toleranz und Mut. Der Weg, den die Autorin beschreitet, überrascht allerdings. Denn er ist unnötig blutig. Ich sage nur: zu Klumpen-Monstern entstellte Kinder! Die Geschichte entwickelt insgesamt schnell Spannung und eine beklemmende, düstere Atmosphäre, deren Reiz sich durch Wiederholungen und Längen leider etwas verliert. Im letzten Drittel gibt es auch kaum noch Überraschungen. Dafür etliche offene Fragen.

Fazit: "Das Haus der verschwundenen Kinder" ist eine unheimlich-klamme Geschichte mit noblen Botschaften, die größtenteils zu fesseln weiß, aber auch ihre Längen hat und unnötig eklige Horrorszenen. Kein schlechtes Buch, aber reichlich seltsam.