Rezension

Nicht, was ich erwartet habe

Der Spion und der Verräter -

Der Spion und der Verräter
von Ben Macintyre

Bewertet mit 2 Sternen

Sehr schade! Ich hatte vom Klappentext her erwartet, eine spannende Spionagegeschichte zu lesen. Das Genre ist zwar mit Sachbuch angegeben, aber das hätte ich weder dem Cover noch dem Klappentext entnehmen können. Vielmehr hatte ich die Erwartung, dass diese "wahre" Begebenheit nun eben literarisch aufgearbeitet ist und mich mitnimmt in eine rasante Geschichte. Stattdessen wirkte der Schreibstil eher wie die Notizen einer Person, die über die Geschehnisse Protokoll führt. Die Handlung ist zwar fortlaufend und es gibt eine durchgängige Geschichte, aber sie ist eher wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen erzählt. Dutzende Personen werden benannt und kurz mit ihren Namen und Funktionen vorgestellt, um kurz darauf wieder zu verschwinden und für die Handlung nicht weiter relevant zu sein. Es liest sich wie ein Stammbaum einer Biografie, bei der alle Personen des russischen, dänischen, britischen und amerikanischen Geheimdienstes im Verlauf von  Jahrzehnten aufgeführt werden. 
Der "Protagonist" Oleg wird als Super-Stratege gut rübergebracht, bleibt aber menschlich sehr fremd. Auch als die (laut Klappentext "fesselnde und filmreife Flucht aus Moskau" stattfand, fieberte ich mit ihm als Person nicht wirklich mit. Natürlich war es spannend zu erfahren, ob und wie der lang ausgeklügelte Plan funktioniert, aber durch die emotionale Ferne zu den Charakteren war dies für mich dann kein Höhepunkt.

Womöglich habe ich mich von Klappentext und Cover blenden lassen und bin mit falschen Vorstellungen ans Buch herangetreten, dennoch könnten auch Sachbücher fesselnd und spannend geschrieben sein, gerade, wenn die Geschichte so etwas eigentlich her gibt. Aber so blieb ich leider etwas enttäuscht zurück.