Rezension

Nichts bleibt ohne Konsequenzen...

Ich könnte am Samstag - Mark Watson

Ich könnte am Samstag
von Mark Watson

Bewertet mit 2 Sternen

Zum Inhalt: Xavier Ireland ist Radiomoderator. In seiner Sendung „Late Lines“, die tief in der Nacht ausgestrahlt wird, spielt er zwar den Radioonkel mit Tipps für alle Unglücklichen in ganz London, aber im wahren Leben hält er sich lieber aus dem Leben seiner Mitmenschen raus. Was auch gar nicht so schwer ist, wenn man nachts arbeitet und tagsüber schläft. Abgesehen von den regelmäßigen Scrabble-Turnieren, die er am Wochenende besucht, oder die Partys und Einladungen, die er an der Seite seines zwar liebenswerten, aber sozial leider entsetzlich unterentwickelten Kollegen und Freundes Murray absolviert. So lässt er sich eines Tages von Murray auch zum Besuch eines Speed-Dating-Events überreden, bei dem er Pippa kennen lernt.

Pippa ist Putzfrau, immer auf der Suche nach neuen Kunden, und das komplette Gegenteil von Xavier. Er engagiert sie noch am selben Abend. So kommt es, dass Pippa nicht nur in seine Wohnung, sondern auch in sein Leben frischen Wind bringt und Xavier dazu bringt, in Ecken aufzuräumen, die er schon lange vor sich selbst und erst recht vor anderen versteckt hat.

Die Geschichte um Xavier und Pippa ist die primäre Handlungsebene, eine zweite kommt durch Xaviers Vergangenheit in Australien dazu und eine dritte durch die Vielzahl an Personen aus Xaviers Umfeld, die alle in direktem oder indirektem Kontakt zu ihm stehen und durch das, was sich in Xaviers Leben ereignet oder nicht ereignet, was er entscheidet oder nicht, beeinflusst werden – getreu dem Motto des Flügelschlags des Schmetterlings, der einen Orkan auslösen kann.

Eigene Meinung: So richtig vom Hocker gerissen hat das Buch mich nicht. Die Geschichte ist „ganz nett“ – was hier tatsächlich eher negativ gemeint ist. Sie ist zwar angenehm und flüssig zu lesen, ist dabei aber komplett unaufregend und wird vermutlich schnell vergessen sein. Ich hatte mir nach den großartigen Ankündigungen auf dem Buchcover und dem Vergleich mit „Zwei an einem Tag“ von David Nichols definitiv mehr erwartet. An die herzergreifende Liebesgeschichte in Nichols‘ Roman und die wunderbar poetischen Szenen kommt das Buch in Lichtjahren nicht heran.

Es sind zwar ein paar gute Ideen angelegt, aber meiner Meinung nach werden diese häufig nur oberflächlich angerissen. Dies ist mit Sicherheit der Tatsache geschuldet, dass das Leben sehr viel unterschiedlicher Menschen und deren direkte oder indirekte Verwicklung mit den Geschehnissen in Xaviers Leben geschildert wird.

Ein paar Punkte haben mich dann auch richtig gestört. Ich fand es zunächst ganz sympathisch und mal erfrischend anders, dass die weibliche Protagonistin der zentralen Liebesgeschichte nicht die klassische mit Schönheit, Esprit und Coolness gesegnete Superfrau ist, sondern eine eher sehr frauliche und eher einfach gestrickte Putzfrau. Nachdem man dies verinnerlicht hat, ist man irgendwann aber doch recht schnell genervt, wenn man zum x-ten Mal von den kräftigen Schultern, den stämmigen Armen und dem zupackenden Händedruck der weiblichen Hauptfigur liest. Ein paar Widerholungen weniger hätten das Bild von Pippa auch ausreichend vermittelt. Den Schwerpunkt etwas stärker auf ein paar andere Aspekte zu setzen, hätte der Ausarbeitung der weiblichen Protagonistin sicherlich nicht geschadet.

Auch die Sprache war mir manchmal etwas zu simpel gestrickt und schwappte an manchen Stellen so plump ins Umgangssprachliche, dass ich mich beim Lesen daran gestört habe.

Mir ganz persönlich waren außerdem die Kapitel zu lang. Es ist zwar passend, dass Buch entsprechend seines ursprünglichen Titels „Elf Leben“ und auch der Anzahl der indirekt in die Geschichte verwickelten Personen in elf Kapitel einzuteilen, aber in fast jedem Kapitel hätte ich mir eine Unterteilung gewünscht, die der Handlung etwas mehr Gliederung gibt. Dies kann man aber vermutlich wirklich unter Geschmackssache verbuchen.

Fazit: ein Buch, das sich angenehm lesen lässt, wenn es am Strand sowieso zu heiß ist, um die kleinen grauen Zellen zu benutzen, aber nichts, was ich als gutes Buch weiter empfehlen würde. Reicht für mich an „Überlebensgroß“, das einzige Buch, das ich von dem Autor noch gelesen habe, leider nicht heran.