Rezension

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Nichts, wie es scheint

Der katholische Bulle - Adrian McKinty

Der katholische Bulle
von Adrian McKinty

Mai 1981. Sean Duffy ist neu in der Stadt. Der frisch beförderte Detective Sergeant ist einer der wenigen katholischen Polizisten in Nordirland und jeder in der Stadt scheint es zu wissen. Duffy arbeitet nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums der Psychiologie an der Queen's University für das Carrickfergus RUC und ist mit seinem ersten Fall befasst. Mitten in den Unruhen des Nordirlandkonfliktes wird ein Mann um die Dreißig tot aufgefunden. Sein Hinterkopf wurde  weggeschossen, sein Gesicht halb eingefallen, die rechte Hand abgetrennt. Zunächst sieht alles nach einer „gewöhnlichen“ Exekutierung eines Informanten aus. Doch die Hand, die bei der Leiche gefunden wird, gehört einem anderen, und zwar Andrew Young, bekannter Homosexueller, der wenig später ebenfalls tot aufgefunden wird. Der Tote Nr. 1, Tommy Little, ist wesentlich bedeutender, als zunächst angenommen. Er ist Kopf der FRU.

Ein Serienmörder bringt Homosexuelle um. Zumindest hat es den Anschein. Duffy erhält anonyme Schreiben, in denen der Mörder weitere Taten ankündigt, sofern die Vorfälle nicht öffentlich gemacht werden.

Die Ressourcen der Polizei sind erschöpft, da wird Lucy Moore, Exfrau eines Hungerstreikenden, die kurz vor Weihnachten spurlos verschwunden ist, erhängt im Wald aufgefunden. Nach Aussage der Familie wollte sie nach Belfast; Freunde besuchen. Was die Familie bisher nicht wusste, Lucy war schwanger. Statt nach Belfast, war sie tatsächlich auf dem Weg nach Glasgow, um abzutreiben. Doch dazu kam es jedoch nicht. Nur zwei Tage nachdem sie Kind zur Welt gebracht hat, begeht offensichtlich sie Selbstmord begangen. Lucy wird erhängt im Woodburn Forest aufgefunden.

Keiner stellt einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen her. Nur Duffy hat ein ungutes Gefühl, wie sollte es auch anders sein. Weder glaubt er daran, dass ein Serienmörder Nordirland heimsuchen könnte, noch dass Lucy Selbstmord begangen hat. Er beginnt zu ermitteln, verrennt sich und muss schließlich die „Schwulenmorde“ abgeben. (Mangels öffentlichem Interesse wurde in Lucys Fall die Akte längst geschlossen.)

Duffy behält Recht und es kommt zu einem dramatischen Show-down, bei dem der tragische Held schwer verletzt wird. Er überlebt wie durch ein Wunder.

Des Rätsels Lösung serviert der Täter, der neue Chef der FRU und gleichzeitiger Spitzel der IRA, Freddie Scavanni, Duffy schließlich auf dem Silbertablett, er erläutert ihm die großen Zusammenhänge und gesteht bei der Gelegenheit noch einen weiteren Mord.

Das Buch liest sich spannend, schließlich ist der Weg das Ziel. Die Buchstabensuppe der irischen Organisationen ist jedoch äußerst verwirrend, insbesondere wenn man mit den nordirischen „Troubles“ nur ansatzweise vertraut ist. Durchaus ein Roman, denn man weiterempfehlen kann.