Rezension

oderner Klassiker

Die Liebe in den Zeiten der Cholera
von Gabriel García Márquez

Bewertet mit 4 Sternen

Als „die schönste Liebesgeschichte der Welt“ wird dieser Roman aus dem Jahr 1985 vom Verlag beworben. Immerhin hat Florentino Ariza über 50 Jahre darauf gewartet, endlich mit Fermina Daza zusammen zu kommen. Während sie als Jugendliche seine Avancen heimlich genossen hat, entschied sie sich als Erwachsene doch für den Arzt Juvenal Urbino. Márquez beleuchtet für die Leser das Leben von Florentino Ariza während dieser 50 Jahre ebenso, wie Ferminas Ehe mit dem „begehrtesten Junggesellen der Stadt“. 

Dieser Roman besticht weniger durch das Geschehen an sich, als durch die verwendete Sprache. Er beschreibt alle Facetten des Lebens, die unter dem Oberbegriff „Liebe“ laufen. Wobei der Autor Verhaltensweisen schildert, die in unserer Klassikerleserunde mehrmals auf Ablehnung stießen, weil sie heute ausgesprochen verpönt sind. 

Mir dagegen gefielen die guten, mit einer Prise Ironie gewürzten, Beobachtungen des Autors sehr gut. Allerdings sei gewarnt: Das Buch ist kein Pageturner, es erfordert auch Geduld und Durchhaltevermögen. Doch wer sich genüsslich darauf einlässt, wird an die Karibikküste Kolumbiens entführt, genauer in die Hafenstadt Cartagena zwischen 1875 und 1935. 

Auffallend sind die erstaunlich vielen Umschreibungen für „Liebesdinge“, die so leicht und natürlich klingen im Gegensatz zu der eher groben Sprache, mit der heute normalerweise über Sexualität geschrieben wird. Trotzdem würde ich dieses Werk niemals als Liebesroman beschreiben, dazu ist es viel zu realistisch. 

Gabriel García Márquez (*1927 +2014 ) war ein kolumbianischer Schriftsteller und Journalist, der 1982 mit dem Literaturnobelpreis für seine Werke ausgezeichnet wurde. Durch seine journalistische Arbeit kam er weit herum in der Welt. Auch in „Die Liebe zu Zeiten der Cholera“ erwähnt er einige seiner Stationen. 

„Ohne die reichen Bücher von Gabriel García Márquez wäre unsere Welt entschieden ärmer“ wurde einmal in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung geschrieben. Nach der Lektüre dieses Buches stimme ich dem Ausspruch gerne zu. Auch wenn die Sprache für den heutigen Geschmack etwas sehr ausufernd daher kommt, steckt so viel hintergründiger Sarkasmus darin, dass das Lesen ein wahrer Genuss ist. Auch wenn ich selten Hörbücher konsumiere, kann ich mir gut vorstellen, mir demnächst eines seiner Werke über die Ohren zu Gemüte zu führen.