Rezension

Offene Fragen, verschenktes Potential

Anna O. -

Anna O.
von Matthew Blake

Bewertet mit 3 Sternen

Anna Ogilvy wurde vor vier Jahren mit blutverschmierten Kleidern neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Seitdem ist sie nicht mehr aufgewacht. Ist sie die kaltblütige Mörderin, auf die die Indizien hindeuten oder ist sie unschuldig? Wird es Dr. Ben Prince gelingen, Anna zu wecken und so die Wahrheit herauszufinden?

Der Thriller beginnt durchaus vielversprechend. Anna wird unter großen Sicherheitsvorkehrungen in die Privatklinik eingeliefert, in der Ben arbeitet. Er steht unter Beobachtung, aber nicht nur vom Justizministerium, wie er glaubt. Seine Ex-Frau Clara und die mysteriöse Bloggerin Lola zeigen großes Interesse an dem Fall. Seine Vorgesetzte in der Klinik, Professor Bloom weiß mehr, als sie zugibt. Darüber hinaus werden Auszüge aus Annas Tagebuch eingestreut, das seit den Morden verschwunden ist. Die Protagonisten bleiben in ihren Beschreibungen eher an der Oberfläche, aus guten Gründen, wie sich herausstellen wird. Sympathisch sind sie eher nicht, was in meinen Augen nicht wichtig ist.

Aus wechselnden Perspektiven beschreibt Matthew Blake die Ereignisse. Der Leser muss aus diesen Bruchstücken das Geschehen rekonstruieren, genau wie Ben es versucht, dem wichtige Informationen fehlen. Das sind die Zutaten, aus denen Thriller entstehen. Hier ist das jedoch nicht der Fall. Teilweise ist dieser Thriller sehr langatmig, einiges hätte durchaus kürzer sein können, vor allen Dingen am Ende. Vieles von dem, was Ben erfährt, wirft mehr Fragen auf, als beantwortet werden.

 

Ich habe einiges über den Schlaf, über Schlafwandeln und über das Resignationssyndrom (davon hatte ich noch nie gehört) gelernt. Die Frage der Schuldfähigkeit stellt sich, die die diesem Thriller zugrunde liegende Idee ist. Diese Idee gefällt mir gut. Die Umsetzung allerdings hätte mehr Potential gehabt.

Möglicherweise war meine Erwartungshaltung aufgrund der überall zu lesenden Lobeshymnen auch zu hoch. Vielleicht hat Matthew Blake mit vielen guten Ideen einfach auch zu viel gewollt.

Fazit: verschenktes Potential, teilweise langatmig