Rezension

Ohne die Romanreihe zu kennen, fällt es schwer, der sehr reduzierten Geschichte zu folgen - auch wenn die Bilder in ihrer Hässlichkeit ausdrucksstark sind.

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin -

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin
von Elena Ferrante

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe Band 1 und 2 der Neapolitanischen Saga gelesen und war neugierig auf die Umsetzung des Romans als Graphic Novel. 

Als großes Hardcover wirkt das Buch hochwertig. Die Zeichnungen sind groß, gehen häufig über eine ganze Seite und sind auf nur wenige Farben reduziert. Das Cover gibt einen guten Eindruck der grafischen Umsetzung wieder. Die schwungvoll gezeichneten, manchmal schon fast aggressiv gemalten Bilder passen gut zur Atmosphäre des Romans, zum Armutsviertel in Neapel und der doch eher schwierigen Freundschaft der beiden Mädchen und jungen Frauen. 

Die Graphic Novel gibt Band 1 und den Beginn von Band 2 wieder, ist jedoch arg reduziert. Nicht nur der wenige Text auch die ungefähr 250 Seiten können keinen Roman von über 450 Seiten in Gänze wiedergeben. Das muss auch nicht sein, aber in diesem Fall hatte ich das Gefühl nur einen Ausschnitt aus dem Buch zu bekommen. 

Durch mein Vorwissen fiel es mir nicht schwer, mich in die Geschichte um die eigenwillige Freundschaft von Lenú und Lila einzufinden, meine jedoch, dass es ohne diesen Hintergrund kaum möglich ist, der Geschichte zu folgen und einen Sinn zu erkennen. 

Die Altersempfehlung ab 12 Jahre ist meiner Meinung zu niedrig angesetzt. Auch wenn Lenú und Lila am Anfang noch Kinder sind, die mit Puppen spielen, und jüngere Leser sich von mehr Bildern angesprochen fühlen, ist die Geschichte doch grundsätzlich für Erwachsene geschrieben. Ich glaube weder, dass die Graphic Novel für 12-Jährige greifbar ist, noch dass sie eine große Freude an den düsteren, verstörenden Bildern haben werden.