Rezension

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Gnadenhof - Jürgen Seibold

Gnadenhof
von Jürgen Seibold

Bewertet mit 3.5 Sternen

Über den Autor:

'Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Jugendbücher, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.'

Inhaltsangabe (ohne Spoiler!):

' Das Museumsdorf in der Nähe von Memmingen bereitet sich auf einen

anstrengenden Sonntag vor. Zahlreiche Vorführungen sollen vor allem Familien anlocken. Am Vorabend macht Museumspädagoge Ulrich Stadler bei seinem letzten Rundgang eine schauerliche Entdeckung: Im alten Uttenhof sitzen drei sehr lebensecht wirkende Figuren um den Esstisch. Erst fällt ihm nur auf, dass die Gestalten für das Ambiente zu modern gekleidet sind – dann sieht er das Blut am Boden.'

Meine Einschätzung:

"Gnadenhof" ist der zweite Band aus der Reihe "Allgäu-Krimis". Obwohl ich Band 1 ("Rosskur") nicht kannte, fand ich schnell in die story hinein. Man kann diesen Band also auch als stand alone lesen, obschon es sicher nicht schaden kann, auch "Rosskur" zu kaufen.

Jürgen Seibold durchbricht mit der Figur des Ermittlers Eike  Hansen  genretypische Konventionen - Hansen ist Keiner, dessen Famile seit Generationen im Allgäu siedelte. Er ist ein Zugezogener, ein Niedersachse fern der Heimat. ;-)
Daraus folgt, dass der dialektale Anteil im "Gnadenhof" einigermassen gering ist. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder Leser selbst entscheiden. Beides hat Vor- und Nachteile. Ein hoher Mundartanteil in einer Geschichte suggeriert manchmal Authentizität, ein niedriger Prozentsatz kann jedoch auch als lesefreundlicher Kniff gewertet werden.

Zu Beginn zog mich die Geschichte wirklich in ihren Bann, und den Ansatz mit dem Freilichtmuseum fand ich besonders gelungen.
Ab der Mitte konnte mich die story leider nicht mehr wirklich fesseln, zumal die Figuren für mein Empfinden nicht immer gut handelten.

Eike Hansen ist noch nicht einmal geschieden, hat jedoch im Allgäu eine Beziehung mit Freundin Therese. Im Verlauf der Geschichte kommt es zu Verwicklungen nach dem Motto "und ewig lockt das Weib." Cherchez la femme im Allgäu. :)

Die Auflösung fand ich ein wenig enttäuschend, gerade mit Blick auf den vielversprechenden Beginn des Buches.

Nichtsdestotrotz ist "Gnadenhof" ein pfiffiger Regionalkrimi, dessen Lektüre ich nicht bereut habe.
Jeder Leser sollte sich seine Meinung selbst bilden. Daher spreche ich eine Leseempfehlung für alle Genrefans aus und vergebe 3,5 von 5 Sternen.