Rezension

Mord vor schöner Allgäukulisse

Gnadenhof - Jürgen Seibold

Gnadenhof
von Jürgen Seibold

Bewertet mit 3 Sternen

In einem Bauerhofmuseum in Illerbeuren im Allgäu wird ein unterhaltsames Familienwochenende vorbereitet. Mitten in dieses Vorhaben platzt der schreckliche Fund von drei Leichen, die wie Ausstellungsfiguren in einem Hof arrangiert sind... Hauptkommissar Hansen und seine Allgäuer Kollegen nehmen die Verfolgung des Falls auf. Dabei geraten sie in dieser ländlichen Idylle an verschwiegene Stammtischbrüder, Einsiedlerhöfe, aber auch annäherungsfreudigen Kellnerinnen.

Zu Anfang war ich recht begeistert vom Arrangement der Opfer im Museum, sahen sie doch wie echte Ausstellungsstücke aus und auch die genaue Befragung und akribische Spurensuche vor Ort durch die authentisch wirkenden Polizisten überzeugte mich.
Hier gab es viele gut beschriebene Charaktere, allen voran Hansen, der aus Hannover stammende und inzwischen im Allgäu etablierte Kommissar.
Dann aber wurde die Handlung zäher, die Personen wurden mir zu viele und es wurde mir auch zu vordergründig erzählt. 
Die Spannung blieb aus, die Verhöre und Gespräche zogen sich in die Länge.
Zum Ende wurde es wieder interessanter: der Investor und der Callgirlring versprachen wieder mehr Unterhaltung und brachten die ländliche Idylle ins Wanken.

Der Schreibstil Jürgen Seibolds ist angenehm flüssig und zu einem Krimi passend auch recht sachlich. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr Dialekt gewünscht. Die Stammtischrunde hätte sich für ein wenig echte bayrische Konversation angeboten. Mit der norddeutschen Anke als Übersetzerin wären hier sicher einige Lacher möglich gewesen.
Leider hat mich auch der Täter nicht ganz überzeugt, er kam mir wie aus dem Hut gezaubert vor.

 

Ein grundsolide erzählter Krimi vor schöner Allgäuer Kulisse, bei dem leider der Spannungsfunke bei mir nicht übersprang. Etwas mehr Lokalkolorit hätte der Handlung sicherlich mehr Esprit verliehen.