Rezension

packender, spannender Debüt Thriller

Bluterde - Claudia Praxmayer

Bluterde
von Claudia Praxmayer

Bewertet mit 5 Sternen

Lea Winter arbeitet im Berliner Büro der Wildlife Protection Society, kurz WPS, und engagiert sich vor allem für die Grauergorillas im Kongo. Lea hat einen Patengorilla, sie betreibt ihren Blog "Gorilla Talk" um ihre Leser mit neuen Infos über das Gorillaprojekt zu versorgen, und sie ist ständig auf der Suche nach Sponsoren, denn  das Projekt kommt ohne finanzielle Unterstützung nicht aus. Lea arbeitet eng mit den Mitarbeitern im Kongo zusammen, steht mit dem Leiter Dr. Femi Oranghi immer in Kontakt und auch mit einem Mitarbeiter ihres Haupsonsors, Movia, einem in Deutschland ansässigen Handyhersteller.
 
Auf dem Gebiet des Kahuzi-Biega-Nationalparks wird von Rebellen seit einiger Zeit eine illegale Coltanmine betrieben, immer wieder kommt es zu unschönen Zusammenstößen, da sich die Arbeiter durch die Arbeit der Ranger gestört fühlen. Der Anführer der Rebellen, Crocodile genannt, soll äußerst brutal sein. Als die Ranger drei tote Gorillas auffinden spricht alles für eine Tat der Minenbetreiber, die ein Exempel statuieren wollen. Kurz darauf kommt bei einem Angriff auch noch ein Ranger zu Tode. Lea wendet sich mit der Bitte um Hilfe an McAllister, der bei Interpol für den Bereich Invironmental Crime Unit arbeitet, und welchen sie vor einigen Wochen nach einer Vorlesung kennengelernt hat. Schließlich beschließt sie, sich Vorort selbst ein Bild zu machen und gerät in große Gefahr.
 
Man merkt  bei diesem Roman, dass die Autorin vom Fach ist, sich sehr gut mit dem Thema auskennt und akribisch recherchiert hat. Die Story hatte mich von der ersten Seite an gepackt, vor allem die Handlung im Kongo hat zwiespältige Gefühle in mir hervorgerufen. Die Szenen mit den Gorillas sind bewegend beschrieben, aber nicht verklärt oder kitschig, sondern einach passend.

Schockierend sind die Zustände im Land selbst, die Korruption, Erpressung, die Gewalt gegenüber Menschen und Tieren und man merkt, dass ein Leben im Kongo nicht viel wert zu sein scheint. Dabei schildert die Autorin das Leben im Kongo absolut realistisch, man geht gedanklich selbst auf Reise dorthin. Die Handlungen laufen teils parallel in Deutschland und im Kongo, bis Lea dann selbst Vorort ist.
 
Die Geschichte ist locker geschrieben und lässt sich flüssig lesen, auf ihre Art faszinierend und absolut spannend. Hier zieht sich die Spannung von Anfang bis zum Ende durch und steigert sich dabei kontinuierlich, so dass ich das Buch innerhalb zwei Tagen gelesen hatte. Besonders schön sind die Charaktere herausgearbeitet, von sympathisch bis abstoßend ist alles vertreten. Lea als Hauptprotagonistin ist detailliert gezeichnet, sie kommt sehr sympathisch rüber und macht im Verlauf der Geschichte eine große Entwicklung durch. Denn die Reise stellt für sie als Hygienefanatikerin eine besondere Herausforderung dar und bringt sie an ihre Grenzen. Aber auch die anderen Charaktere sind vielschichtig angelegt. Die Autorin verzichtet auf Schwarz-Weiß-Malerei und große Gefühle, das Geschehen im Kongo schockt durch die nüchterne Beschreibung, wirkt dadurch authentisch und realistisch.  Über Coltan in Handys bzw. den illegalen Abbau hatte ich bisher wenig gehört, durch die Lektüre bin ich für das Thema sensibilisiert.
 
Bluterde ist ein Thriller der an Spannung kaum zu überbieten ist, der bewegt und nachdenklich stimmt. Wer sich für einen Thriller abseits des Mainstreams interessiert, der ist hier auf jeden Fall gut beraten. Ich empfehle das Buch gerne weiter.