Rezension

Zu viel Action, zu wenig Tiefgang, viel zu wenig Afrika

Bluterde - Claudia Praxmayer

Bluterde
von Claudia Praxmayer

Bewertet mit 2 Sternen

Die Biologin Lea Winter ist Artenschützerin und betreut ein Gorillaprojekt im Kongo. Als eine der beobachteten Gorillagruppen einer illegalen Coltan-Mine zu nahe kommt, gibt es zunächst einen Anschlag auf die Gorillas und später einen auf die Wildhüter. Lea fliegt nach Afrika und bringt sich durch ihre unbedachte Art selbst in große Gefahr. Die Wildhüter des Projekts und Ian McAllister von Interpol, ein Bekannter Leas, versuchen alles, um sie zu retten.

Ich hatte mich sehr darauf gefreut, diesen Roman zu lesen. Gorillas, Afrika und seine Probleme, eine engagierte Frau, das klang alles richtig gut. Leider konnte die Geschichte mich nicht überzeugen.

Das fängt schon einmal bei den Charakteren an. Keiner davon ist mir wirklich sympathisch. Vor allem Lea, die Protagonistin, ist mir regelrecht unsympathisch. Leider hat die Autorin wenig wert auf tiefergehende Charakterisierungen gelegt. So ist Lea nur eine Frau mit einer starken Phobie vor Keimen, einer Schwärmerei für Ian und vor allem geprägt durch unüberlegtes Handeln, dabei alle Warnungen in den Wind schlagend, ihre Handlungen sind oft nicht nachvollziehbar, emotional ist sie mir nicht nahegekommen. Auch alle anderen Charaktere wurden recht oberflächlich dargestellt, wirklich kennen lernen konnte man sie nicht.

Das Schlimmste für mich ist jedoch, dass Afrika so wenig Raum erhält. Die Geschichte spielt zwar größtenteils dort, das Land mit seinen Problemen aber auch seinen Stärken, die Schönheit der Landschaft, die Menschen und deren Mentalität, Flora und Fauna, hier vor allem die Gorillas, werden ebenfalls nur rudimentär angesprochen. Es dient im Grunde nur dazu, den Rahmen zu liefern. Der größte Teil der Geschichte dreht sich allein um Lea und die Bemühungen, sie zu retten, so gab es zwar viel Action, ev. auch Spannung, hat mich aber so gar nicht interessiert.

Claudia Praxmayer transportiert das Geschehen vor allem über Dialoge, viel zu viele Dialoge, so kann man weder die Charaktere kennen lernen noch tiefergehende Einblicke in deren Emotionen erhalten. Und eben auch nicht Land und Leute kennen lernen. Hier wurde der Fokus meines Erachtens zu viel auf Action gelegt und weniger auf Atmosphäre.

Der Roman handelt von einem brisantes Thema, illegale Coltan-Minen und die dazugehörigen Probleme, ein Thema, das viel zu wenig bekannt ist. Leider gelingt es der Autorin in meinen Augen nicht wirklich, das Thema interessant zu transportieren. Dafür ist es auch nicht ausführlich genug behandelt. Die im Buch vorkommende Coltan-Mine nimmt recht wenig Raum ein, das Elend, das durch sie entsteht wird nur angeschnitten. Meiner Meinung nach hat die Autorin hier sehr viel Potential verschenkt. Schade. Für den nächsten Roman (es soll weitere Romane mit Lea und Ian geben) wünsche ich mir weniger Blick darauf, ob sich das Buch verkauft (den Eindruck hatte ich zumindest) und mehr Herzblut (das die Autorin mit ihrem Background sicher liefern kann).

Von mir nur 2 von 5 Punkten, mit der Hoffnung, dass der Roman dennoch einige Leser/-innen für die Thematik sensibilisiert.