Rezension

Packender Thriller, tolles Setting, zunehmend nervige Ermittlerin!

Waiseninsel -

Waiseninsel
von Max Seeck

Bewertet mit 4 Sternen

"Waiseninsel" von Max Seeck ist als Paperback mit 397 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich um den 4. Band der Reihe um Kommissarin Jessica Niemi. Der Fall ist in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar, ich erachte es jedoch als empfehlenswert, auch die Vorgänger zu kennen, denn insbesondere Niemis Vorgeschichte sowie ihre persönliche Entwicklung nehmen sehr viel Raum ein.

Jessica Niemi gerät in ein Handgemenge, das zufällig gefilmt wird und sofort im Internet landet. Aufgrund des erregten Aufsehens wird sie beurlaubt und beschließt, sich in einen einsamen Landgasthof zurückzuziehen, um Gras über die Sache wachsen zu lassen und wieder zu sich selbst zu finden.
Dort auf den Åland-Inseln trifft sie auf ein Grüppchen von Senioren, die seinerzeit in einem Waisenhaus auf der Insel aufgewachsen sind und sich immer noch treffen. Doch dann wird eine dieser Personen tot aufgefunden. Und bald stellt sich heraus, dass es in früherer Zeit an derselben Stelle bereits zweimal einen Leichenfund gab - handelt es sich um Zufall oder war es doch eher Mord?
Jessicas Ermittlerinstinkt ist geweckt und zusätzlich stachelt eine uralte Legende um ein Mädchen in blauem Mantel, das mit den Todesfällen in Zusammenhang zu stehen scheint, ihre Neugier an. Doch das Ganze stellt sich als recht gefährlich heraus, und Jessica weiß nicht, wem sie noch trauen kann...!

Max Seeck hat mich mit seinem neuen Thriller durchaus gepackt, meine Neugier entfacht und mich ausgesprochen gut unterhalten, dazu haben mir das Setting auf der wenig belebten Insel sowie die Legende ausgesprochen gut gefallen. Das Geschehen war wendungsreich, die Spannung wurde kontinuierlich gesteigert, am Ende war es dann allerdings fast schon ein wenig zu turbulent.

Was mir leider weniger gefallen und die Konzentration häufig abgelenkt hat, waren die persönlichen Umstände der Kommissarin sowie deren immer häufiger auftretende Halluzinationen. Zudem ist Niemi keine sympathische Person, sondern eher jemand, dessen Kompetenz ich zu schätzen wußte, wenn diese nicht durch Krankheitserscheinungen getrübt wurde.

Auch die anderen Charaktere waren in meinen Augen nicht unbedingt Sympathieträger, so dass ich mit niemandem im Besonderen mitgefiebert habe. Astrid mochte ich noch am Liebsten, und Maija war die tragische Figur der Geschichte, was Empörung und Mitleid in mir ausgelöst hat.

Auch dass gegen Ende sodermaßen viele falsche Spuren gelegt wurden, dass quasi jede mitwirkende Figur zum oder zur Verdächtigen wurde, entpuppte sich auf Dauer als anstrengend für mich.

Insgesamt also ein fesselnder Thriller mit tollem Setting, packendem Schreibstil und nerviger Protagonistin - 4 Sterne von mir!