Rezension

"Parfüm ist wie die Liebe. Ein bisschen ist nie genug." (Estée Lauder)

Das Haus der Düfte -

Das Haus der Düfte
von Pauline Lambert

Bewertet mit 5 Sternen

1946. Als die 14-jährige Anouk Romilly mit ihrer Mutter Isabell nach Paris kommt, um dort eine geerbte Apotheke zu übernehmen, ist sie von dem Duft, der sie dort empfängt und einhüllt, ganz fasziniert, so dass sie ihm auch den Namen „Bienvenue“ verleiht. Anouk hat einen sehr ausgeprägten Geruchssinn und liebt es, Düfte zu erspüren und zu sezieren. Nichts wünscht sie sich mehr, als eines Tages als Parfümeurin zu arbeiten und ihre eigenen Düfte zu kreieren, während ihre Mutter darauf spekuliert, dass Anouk sie in der Apotheke unterstützt. Als sie im Alter von 19 Jahren durch Zufall Stéphane Girard begegnet, verändert sich Anouks Leben schlagartig. Girard als Sohn einer Parfümeurdynastie ist von ihrem außerordentlichen Geruchssinn so beeindruckt, dass er sie nach Grasse einlädt. Anouk kann ihr Glück kaum fassen und kehrt Paris den Rücken, um endlich in Grasse ihrem Ziel nahezukommen. Doch bald schon muss sie erfahren, dass dort unter den konkurrierenden Parfümeuren mit harten Bandagen gekämpft wird, sie lernt auch eine alte Familiengeschichte voller Geheimnisse kennen und darf mit ihrer „goldenen Nase“ endlich ihre eigenen Duftkompositionen hervorbringen…

Pauline Lambert hat mit „Das Haus der Düfte“ einen wunderbaren Roman vorgelegt, der den Leser in die Welt der Parfümeure einlädt und zudem über verschiedene Zeitebenen eine spannende Geschichte zu erzählen weiß. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins Frankreich des vergangenen Jahrhunderts antreten, um in der französischen Metropole Paris auf Anouk und ihre Mutter zu treffen, die gerade dabei sind, sich ein neues Leben aufzubauen. Obwohl Anouk noch ein junges Mädchen ist, verfolgt sie schon einen Traum, der Wirklichkeit werden soll. Über verschiedene Zeitebenen erlebt der Leser nicht nur Anouks Werdegang in der Gegenwart, hier die 1950er Jahre, sondern darf auch ins 19. Jahrhundert reisen, um dort das Leben von Florence Girard kennenzulernen, die das Parfümimperium in Grasse gegründet hat. Der Konkurrenzkampf zwischen den Familien Girard und Bonnett sowie deren Intrigen und Kämpfe werden spannend gezeichnet, aber der Ausflug in die Welt der Parfümeure und Düfte ist der Autorin besonders gut gelungen. Man schwelgt in Kompositionen von Blumen- und Kräuteressenzen, sieht die Lavendelfelder von Grasse direkt vor sich, während man eintaucht in das Reich der „goldenen Nasen“, die auch noch die kleinste Nuance einer Mischung erspüren können. Die Autorin webt geschickt die Kunst der Parfümherstellung mit den Familiengeschichten und deren Geheimnissen ineinander und lässt den Leser an Anouks Seite Stück für Stück alles aufdecken.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt, sie bestechen durch glaubwürdige menschliche Eigenschaften, die es dem Leser leicht machen, sich unter sie zu mischen und mitzufiebern. Anouk ist eine sympathische Protagonistin, der man sich gerne anschließt. Sie ist offen, vertrauensvoll, abenteuerlustig und hat ihren eigenen Kopf. Sie hat einen ausgesprochen feinen Geruchssinn, der ihr dazu verhelfen soll, ihren Traum wahr werden zu lassen. Mutter Isabell hat ihrer Tochter eine gute Erziehung angedeihen lassen und hofft insgeheim darauf, dass Anouk ihr Erbe weiterführen wird. Stéphane Girard ist ein freundlicher Mann mit gutem Geschäftssinn. Florence hat aus ihrem Geruchstalent ein Imperium geschaffen. Aber auch Horace sowie die Familie Bonnet und andere Protagonisten tragen ihren Teil dazu bei, diese Geschichte rundum kurzweilig werden zu lassen.

„Das Haus der Düfte“ bezaubert mit einer Reise nach Frankreich und einen Ausflug in die Welt der Parfümeure, mit Familiengeheimnissen, Liebe, Intrigen und Konkurrenzkampf. Großes Kopfkino und Urlaubsfeeling pur mit verdienter Leseempfehlung!