Rezension

Patricks Vermächtnis

Geheimakte Cíbola - André Milewski

Geheimakte Cíbola
von André Milewski

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich bin seit Jahren in dieser Neuen Welt unterwegs und was ich an Grausamkeiten mit ansehen musste, übertrifft jedes Maß an Vorstellungskraft, die ein Mensch aufbringen kann. Und das Schlimmste ist, all diese Taten wurden von Männern begangen, die unserem Herrgott die Treue geschworen haben. Aber das Gold hat ihre Seelen für sich eingenommen...“

 

Wir schreiben das Jahr 1539. Der Mönch Marcos de Niza war aus dem Inneren des amerikanischen Kontinents zurückgekehrt. Er soll dort Cibula gesehen haben, eine der sagenhaften sieben goldenen Städte. Das Eingangszitat stammt von ihm.

Dann wechselt die Handlung ins Jahr 1961. Die Archäologen Max Falkenburg und Joseph Carter räumen den Nachlass ihres Freundes Patrick auf. Der war beim letzten Unternehmen tödlich verunglückt. In seinen Unterlagen stoßen sie auf die Legende von Cibola. Sie stellen fest, dass Patrick an die Existenz der Stadt geglaubt hat. Das Auffinden sollte die Krönung seiner Forschung werden und ihn aus dem Schatten von Max führen. Max ist tief betroffen. Er will das Vermächtnis seines Freundes zu Ende führen.

Der Autor hat einen fesselnden Roman geschrieben. Er verknüpft gekonnt historische Legenden mit einer abwechslungsreichen Handlung.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt den flotten Handlungsverlauf.

Schnell stellt sich heraus, dass schon Patricks Recherchen weitere Abenteurer auf den Plan gerufen haben. Doch das waren noch nicht die letzten Interessen. Dr. Haywood, eine amerikanischer Archäologe, der Patricks Nachfolge an der Universität antritt, ist ebenfalls begeistert. Er hofft auf Ehre und Ruhm.

Max und seine Freunde beginnen ihre Suche in Arizona am Rande der Sonora – Wüste. Es wird ein Rennen gegen die Zeit. Drei weitere Gruppen sind ihnen auf der Spur. Bei denen allerdings wechseln Freund und Feind schnell.

Sehr detailliert wird das Vorgehen und der Weg beschrieben. Ab und an lässt Max seinen trockenen Humor aufblitzen, wie das folgende Zitat zeigt:

 

„...Ich habe eine kleine Wildwasserfahrt durch den Canyon unternommen. Nicht sehr empfehlenswert zur Nachahmung, kann ich euch sagen...“

 

Gut eingearbeitet werden die exakt recherchierten historischen Gegebenheiten. Dazu gehören Informationen über die Navajo Nation und ihr Reservat. Gleichzeitig müssen die Freunde mit Anfeindungen umgehen, die sich daraus ergeben, dass Joseph von schwarzer Hautfarbe ist. Damit ist er im Amerika der damaligen Zeit ein Mensch zweiter Klasse und das lässt man ihn ab und an spüren.

Wie unterschiedlich die Motivlage der Schatzsucher und ihr Menschenbild ist, zeigt sich auch im Verhalten gegenüber dem alten Indianer Qaletaqa.

Der Autor beherrscht nicht nur die Darstellung rasanter Szenen, sonder auch das Verwenden passender Metapher zur Beschreibung der Landschaft.

 

„...Derweil die Indianer weitergingen, blieben Max und die anderen staunend stehen und ließen ihre Augen über das Unglaubliche streifen, was vor ihnen lag. Der schmale Canyon mündete in ein enormes Tal, in dessen Mitte sich ein kleiner Fluss sein Bett gegraben hatte und der für grüne Wiesen auf beiden Seiten seines Ufers sorgte...“

 

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Kombination aus sachlichen Informationen und fesselnder Handlung macht das Lesen zum Vergnügen. Dabei ist der Autor für manch überraschende Wendung gut.