Rezension

penibel recherchiert und opulent erzählt

Das Haus der Perlen – Schimmern der Hoffnung -

Das Haus der Perlen – Schimmern der Hoffnung
von Charlotte Jacobi

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem historischen Roman, der Auftakt zu einer Trilogie ist, begeben wir uns auf die Spuren des Münchener Juwelier und Goldschmieds Carl Thomass.

 

Man schreibt das Jahr 1844 und die 21-jährige Marie Thomass, die von ihrer Mutter ein Paar Ohrringe mit heimischen Flussperlen geerbt hat, kommt mit ihrem Bruder Carl, der eine Lehrstelle beim Goldschmied Neustätter antreten soll, nach München. Mehr als zufällig erhält sie bei Neustätter eine Anstellung als Schmuckverkäuferin, die sie zu den Perlenfischern ins Vogtland bringt. Dort lernt sie den attraktiven Moritz kennen, der letztlich den väterlichen Betrieb verlässt, da er als zweitgeborener Sohn keine Chance hat, das Unternehmen zu übernehmen. Das steht, seit Generationen, dem jeweils Erstgeborenen zu, auch wenn der kein Interesse oder Können dafür hat. So will es die Tradition der Perlenfischer.

 

Doch bis aus dem Goldschmied Neustätter das „Haus der Perlen“ wird, müssen Marie und Moritz noch einige Turbulenzen des Lebens hinnehmen.

 

Meine Meinung:

 

Hinter dem Autorennamen Charlotte Jacobi steht das Autorm-Duo Eva-Maria Bast und Jørn Precht. Die beiden haben sich auf die Spuren des Hofjuweliers und Goldschmieds Carl Thomass geheftet, dessen Geschäft auch heute noch am Münchner Marienplatz floriert. Von der Familie Thomass lebt niemand mehr, aber die jetzigen Eigentümer Werner und Sybille Blessing führen ihr Geschäft mit Leidenschaft weiter. Sie verbinden in ihren Kreationen traditionelle Handwerkskunst mit moderner Sachlichkeit - ganz im Sinne der (fiktiven) Marie Thomass.

 

Während in Sabine Weiß‘ Roman „Die Perlenfischerin“ die Tradition des Perlenfischens in den Mittelpunkt gestellt wird, bildet die Perlenfischerei hier, neben der Goldschmiedekunst, einen zweiten, gleichwertigen Handlungsstrang. Wir erfahren wie die Flussperlen leben, welche Gefahren ihre Bestände bereits um 1850 ausgesetzt waren und wie sie geerntet wurden.

 

Der Erzählstrang rund um die Goldschmiede Neustätter gibt einen Einblick in das Zunftwesen, das nach wie vor, strenge Auflagen für die Betriebe vorgibt. Besonders Frauen sind davon betroffen, denn die dürfen keine Geschäfte unter ihrem eigenen Namen und auf eigene Rechnung betreiben, auch wenn sie geschäftstüchtiger und/oder kreativer als die Männer sind. Als Witwe dürfen sie das Geschäft unter dem Namen des verstorbenen Ehemanns fortführen.

 

Wie schon in den anderen historischen Romanen des Autoren-Duos sind die Zahlen, Daten und Fakten, die der Geschichte zugrunde liegen, sehr gut recherchiert. Wir erhalten auch einen Einblick in die Turbulenzen rund um das Jahr 1848, als mehrere Revolutionen Mitteleuropa erschüttern.

 

Der Schreibstil ist flüssig und farbenprächtig, sodass sich die Leser die damaligen Ereignisse gut vorstellen können.

 

Ich freue mich schon auf die beiden Fortsetzungen, die demnächst erscheinen werden.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und opulent erzählten historischen Roman 5 Sterne.