Rezension

penibel recherchiert und opulent erzählt

Aufbruch im Licht der Sterne -

Aufbruch im Licht der Sterne
von Frank Vorpahl

Bewertet mit 5 Sternen

Historiker und Autor Frank Vorpahl erzählt in diesem, seinem neusten, Buch die Geschichte von James Cook und seinen Reisen in der Südsee. Doch nicht Cook steht im Mittelpunkt, sondern die drei Polynesier Tupaia, Maheine und Mai, ohne die James Cook auf seinen Pazifikreisen wohl kläglich gescheitert wäre.

 

Frank Vorpahl, der sich schon seit rund 30 Jahren auf die Spuren von James Cook geheftet hat, hat nicht nur die Reisetagebücher und Logbücher von Cook und seinen Mitreisenden durchforstet, sondern auch polynesische Aufzeichnungen in seine Recherchen einbezogen. Das ergibt ein ganz anderes Bild von der Entdeckung der Inseln in der Südsee.

 

In zehn Kapiteln schildert Frank Vorpahl die Entdeckungsreisen von James Cook. allerdings nicht ausschließlich aus europäischer Sicht.

 

Wer sind sie nun, jene Männer, die Cook durch die Korallenriffe navigierten und ihn und seine Mannschaften davor retteten, in Neuseeland von den Maoris wegen ihres Eindringens getötet zu werden?

 

Tupaia ist ein Meister der Navigation und erstellte eine sehr genaue Seekarte von den zahlreichen Inseln der Südsee. Gleichzeitig ist er Hohepriester und Berater seiner Herrscher. Diese Seekarte beweist, dass die Polynesier bereits Hunderte Jahre vor den Europäern die Meere in ihren Übersee-Kanus befuhren. Tupaia erliegt dem Skorbut, obwohl sich James Cook rühmt „keinen seiner Männer an den Scharbock, verloren zu haben“. Der Wahrheitsgehalt von Cooks Aussage darf getrost angezweifelt werden. Aber, Tupaia ist ja kein „eigenes“ Besatzungsmitglied. Man kann sich alles schönreden.

 

Maheine hilft Cook auf dessen zweiten Reise, die drei Jahre dauert, Zugang zu Kultgegenständen zu bekommen, die später in den verschiedensten europäischen Museen zu bewundern sein werden. Sie sind heute Gegenstand von Diskussionen, um die Rückgabe von geraubten Kunstwerken.

 

Mai ist der Einzige, der das Wagnis auf sich nimmt, nach Europa zu reisen. Er kommt bis nach London und wird dort als „wilder Südseeprinz“ bestaunt und missbraucht.

 

Meine Meinung:

 

Dieses Buch, das so kenntnisreich wie kurzweilig geschrieben ist, ist eine längst fällige Korrektur der kolonialen Geschichtsschreibung.

 

Da sich nicht alles durch authentische Quellen belegen lässt (und wie authentisch sind Reiseberichte der Europäer?), erzählt Historiker Vorpahl diese fesselnde Geschichte in einer klugen Mischung aus vielen Fakten und ein wenig Fiktion. Damit stellt er den Europäern ein denkbar schlechtes Zeugnis aus und würdigt den großen Anteil, den die Polynesier an der James Cooks Reisen in der Südsee hatten.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und kurzweilig geschriebenen Buch, das neben den europäischen Reiseberichten auch auf polynesischen Quellen zurückgreift, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.