Rezension

Perfekt für Leser(innen) von Groschenromanen

Schund und Sühne - Anna Basener

Schund und Sühne
von Anna Basener

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es gibt sie noch, die guten alten Groschenromane, die nicht unbedingt jedermanns Sache sind, weil ihnen ja doch eher der Ruf einer Schundlektüre anhaftet. Wer sie aber liest oder sich einmal mit diesem Genre vertraut machen will, sollte das vorliegende Buch lesen Es stammt aus der Feder einer Autorin, die aufgrund ihres beruflichen Werdeganges geradezu prädestiniert ist, eine Geschichte zu schreiben, die in der Welt des Adels spielt und in der eine Protagonistin (Kat) Fürstenhefte verfasst. Anna Basener finanzierte sich nämlich ihr Studium durch das Schreiben von Heftromanen für den Bastei Verlag. Die „Zeit“ nannte sie einmal „die erfolgreichste Groschenromanautorin Deutschlands“.

Ob Anna Basener vielleicht identisch ist mit oben erwähnter Kat, also eine autobiographische Geschichte geschrieben hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben beide viele Gemeinsamkeiten. Die Kat in der Geschichte ist ebenfalls eine namhafte Autorin von Fürstenheften und begibt sich anlässlich eines Literaturstipendiums auf das Schloss der Fürstenfamilie von Schell. Dort nimmt sie eine Zeitlang am Leben der Familie teil, zu der der auf Weitervererbung seines Besitzes bedachte Fürst Fredi, seine an Depressionen leidende Gemahlin Follie, ihr schwuler Sohn Valu mit Liebe zum Familienbesitz, ihre von potentiellen Ehemänner verschmähte Tochter Seph sowie die etwas exzentrische Schwägerin Gratzi gehören. Zu Gast ist ferner noch der auf biologische Rosenzucht fixierte Moritz. Obwohl Kat mehrere Wochen lang das Leben der von und zus in Natura miterlebt, hat sie doch eine Schreibsperre, begründet in ihrer unglücklichen Liebe zu einem ihrer Förderer und einigen tragischen Erlebnissen. Am Ende ist jedenfalls nichts mehr so, wie es vorher war.

Durch die Lektüre habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Einblick in die Welt des Adels erhält man ja sonst nur durch einschlägige Frauenzeitschriften, die beim Friseur oder im Wartezimmer des Arztes ausliegen. So jedenfalls durfte man einmal selbst für eine Weile teilhaben am Leben der „Blaublütigen“. Es tun sich sogar Ähnlichkeiten mit lebenden Aristokraten auf. Mein Resultat am Ende ist, dass ich um nichts in der Welt mein bescheidenes Leben gegen ein solches hinter Schlossmauern eintauschen möchte. Denn dort glänzt entgegen dem Anschein doch nicht alles. Wie heißt es passend: Adel verpflichtet. Vor allem, wenn einzelne Adlige von jahrhundertealten Gepflogenheiten und Traditionen abweichen wollen, werden sie gedeckelt. Das Buch liest sich schnell und flüssig. Es enthält allerdings einige Passagen, die für mich verzichtbar sind, weil ich derart nicht lesen möchte (mehrere detailreiche Sexszenen und die blutrünstige Beschreibung einer Hirschjagd).

Alles in allem ein von mir im Mittelfeld angesiedeltes Buch.