Rezension

Perfekter, englischer Krimi!

Der Seidenspinner
von Robert Galbraith

Bewertet mit 5 Sternen

Band 2 der Krimireihe "Cormoran Strike"

Zum Inhalt

Acht Monate sind seit dem Aufsehen erregenden Fall um das verstorbene Modell Lula Landry vergangen. Die Publicity, die den Privatdetektiv Cormoran Strike ins Licht der Öffentlichkeit gebracht hat, ist langsam verebbt, aber die zahlenden Klienten sind geblieben. Endlich kommt er dem Ziel näher, die Schulden an seinen reichen Vater zurückzubezahlen, den er erst zweimal in seinem Leben zu Gesicht bekommen hat.

Als Leonora Quine in sein Büro schneit, rechnet Strike mit einer einfachen Aufklärung. Leonoras Mann, der Schriftsteller Owen Quine, ist verschwunden. Weil das häufiger vorkommt, hat die Ehefrau bisher ausgeharrt, doch immerhin sind jetzt schon 10 Tage vergangen und es treibt sie eher der Ärger als die Sorge darüber zu dem Detektiv, um den treulosen Mann aufzuspüren.
Allerdings entwickelt sich der Fall kompliziert - niemand weiß, wohin Owen Quine verschwunden ist und der Ärger, den er mit seiner Lektorin und dem Verlag kurz vor seinem Verschwinden hatte, enthüllt einen bedeutsamen Skandal, der verzweifelt zu vertuschen versucht wurde. In dem neuen Manuskript von Quine wurden viele Menschen aus seiner Umgebung verleumdet und damit liefert es zahlreiche Motive, um dem Schriftsteller ans Leder zu wollen.

Auf der Suche bringt Strike mithilfe seiner Assistentin Robin Ellacott immer mehr brisante Details zu Tage und macht eine grausige Entdeckung...

Meine Meinung

Nachdem mich der erste Fall "Der Ruf des Kuckucks" schon sehr überzeugen konnte, hatte ich hohe Erwartung an die Fortsetzung - die alle erfüllt wurden!

Das Cover ist ähnlich gehalten wie beim vorherigen Band, andere Farben und ein anderer Hintergrund, aber auch mit dem Schatten der Gestalt von Cormoran Strike, einer einsamen Gestalt inmitten der Großstadt von London ♥. Das Buch hat viele kurze Kapitel, die alle mit einem kleinen Zitat eingeleitet werden; allesamt sehr treffend ausgewählt. Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Strike mit ein paar Passagen von Robin.
Der Klappentext spoilert leider und obwohl es absehbar ist, wird doch eine einschneidende Entwicklung verraten.

Der Privatdetektiv Cormoran Strike ist durch das Medienereignis seines letzten Falls stark ins Rampenlicht gerückt und hat einige, großzügig zahlende, Klienten an Land ziehen können. Doch das immerwährende Gleichmaß an Steuerhinterziehung und Beschatten von untreuen Eheleuten und/oder Geliebten fordert ihn wenig heraus. Das Geld ist ihm nur Mittel zum Zweck und so freut er sich auf die Abwechslung, den verschwundenen Schriftsteller Owen Quine aufzuspüren, der von seiner Ehefrau schon seit 10 Tagen vermisst wird. Die akribische Suche, von Erfolg gekrönt, ist das, was Cormoran Strike antreibt und so hofft er, dieses Mal ein Paar, entgegen seiner üblichen Arbeit, wieder zusammen zu bringen.

Strike ist kein einfacher Charakter und auch wenn er auf das Geld angewiesen ist, nimmt er bei seinen Klienten kein Blatt vor den Mund. Der Detektiv ist eine imposante Erscheinung: groß, breit und meist mit einem mürrischen Gesichtsausdruck. Die Zeit als Soldat und bei der britischen Militärpolizei hat ihn geprägt und aus dem Krieg hat er ein markantes Souvenir mitgebracht: sein rechter Unterschenkel wurde amputiert. Die Prothese, die er seither tragen muss, ist eine große Belastung und zeigt ihm nicht selten unbarmherzig seine Unzulänglichkeit.
Auch wenn er es nicht wahrhaben will, belastet ihn die (Nicht)Beziehung zu seinem Vater, einen bekannten Rockstar, dem er nur eine unwillkommene Last ist. In seinem Single-Leben kommt er gut zurecht, aber er hadert sehr an der Trennung von Charlotte, mit der er 16 Jahre zusammen war. Strike hat sich immer nur durchs Leben kämpfen müssen und hat dadurch eine raue Schale mit einem weichen Kern entwickelt. Er ist sehr stolz und eigenwillig und hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.
Er kann andere sehr gut einschätzen, sieht Details, die anderen verborgen bleiben und hat ein sehr gutes Gedächtnis: alles Faktoren, die ihm bei seiner detektivischen Arbeit gut unterstützen.

Eine große Hilfe ist ihm auch seine Assistentin Robin Ellacott. Eine junge, hübsche Frau, die dem Reiz des Ermittelns und dem konsequenten Handeln ihres Chefs erlegen ist. Entgegen dem Willen ihres Verlobten Matthew hat sie den Job bei Strike angenommen, obwohl sie weitaus bessere Angebote gehabt hätte. Strike ist ihr ein großes Vorbild und sie hofft immer wieder auf seine Anerkennung.
Das Verhältnis zwischen den beiden ist nicht einfach, denn sie halten ihre Gefühle sehr bedeckt. So entstehen Spannungen, die nicht so leicht wieder zu entschärfen sind.

Dann gibt es natürlich auch eine Reihe Verdächtiger, die mit dem Verschwinden des Schriftstellers zu tun haben (könnten). Seine Frau Leonora, die sich allein um die geistig zurückgebliebene Tochter kümmern muss, die unbeliebte Literaturagentin Elizabeth Tassel, der Verleger Daniel Chard und Owen Quines Schriftstellerkollege und Erzfeind Michael Fancourt - um nur einige zu nennen. Interessant fand ich hierbei auch die Reibereien zwischen den Autoren und den Verlagen ;)

Joanne K. Rowling hat hier eine klar strukturierte, flüssige Schreibweise, bei der die wichtigen Details sehr gut hervorgehoben werden, man fliegt regelrecht durch die Seiten! Über die "Nebenfiguren" gewinnt man recht schnell einen greifbaren Eindruck und die beiden Hauptcharaktere sind für mich schon aus Band 1 zwei liebgewonnene Gefährten geworden. Der Fall selbst ist sehr mysteriös und ich hab lange rätseln müssen, denn die Details kommen nur nach und nach ans Licht.

Fazit

Für mich wieder ein perfekter, klassischer Krimi aus der Feder von Joanne K. Rowling, die es mit pikanten Charakteren und subtiler Spannung geschafft hat, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!

© Aleshanee
Weltenwanderer