Rezension

Pilgrim vs. Sarazene

Faceless - Terry Hayes

Faceless
von Terry Hayes

Dass der Amerikaner Terry Hayes ein versierter Drehbuchautor ist, merkt man seinem ersten Roman „Faceless“ an. Er weiß, wie man einen spannenden Plot anlegt, wie man das Interesse an den Protagonisten und ihrem Schicksal weckt und wie man interessante Locations einbaut, die der Geschichte einen zusätzlichen Kick Exotik geben.
 
In „Faceless“ liefern sich zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten ein Duell. Es ist ein Rennen gegen die Zeit, ein Kampf Gut gegen Böse, in dem sich die beiden Kontrahenten gegenüber stehen. Angefangen hat alles in New York, als eine durch Säure komplett entstellte weibliche Leiche in einem Hotel aufgefunden wird. Alle Spuren sind beseitigt, es gibt keinerlei Hinweis auf Opfer oder Täter. Der Täter hat offenbar akribisch genau die Methode befolgt, die ein ehemaliger Agent mit dem Codenamen „Pilgrim“ unter Pseudonym in einem Manual beschrieben hat. Der leitende Detective nimmt Kontakt zu ihm auf, reaktiviert ihn und holt ihn zum Tatort, wo dieser wieder einmal beweist, dass er auch in aussichtslosen Fällen eine Spur findet. Er hat wieder Blut geleckt und verbeißt sich in den Fall und deckt so die Pläne eines Terroristen, genannt „der „Sarazene“ auf, der sein Können zur Vernichtung der nicht unbedingt zum Wohle der westlichen Welt einsetzen möchte…
 
Eigentlich folgt die Geschichte, die Terry Hayes in „Faceless“ erzählt dem altbekannten Muster der Agententhriller nach 9/11. Aber die Art und Weise, wie er sie aufbaut, ist sehr gekonnt. Nach der Ausgangssituation, dem Auffinden der Leiche in New York, stellt er die beiden Gegenspieler Pilgrim und Sarazene ausführlich samt Rückblick in deren Kindheit vor, was für den Leser deren Handlungsweisen verständlicher macht und zu einer tieferen Charakterisierung der Protagonisten beiträgt, als es in diesem Genre üblich ist.
 
Aber es gibt auch den einen oder anderen Wermutstropfen: Verschiedene Handlungsorte bringen zusätzlich Farbe in Geschichte und sorgen für Abwechslung. Das Tempo steigert sich zwar konstant, wird aber immer wieder durch detaillierte Schilderungen ausgebremst, was ungeduldige Leser zum Überblättern animieren könnte. Womit ich in der Tat ein Problem habe, ist die Schlusssequenz, die von Hayes – und hier kommt offenbar der Filmemacher durch -  so offensichtlich auf eine Fortsetzung ausgelegt ist, dass sie den vorhergehenden Handlungen einiges an Glaubwürdigkeit nimmt. Das trübt dann wiederum den guten Eindruck. Alles in allem ein solider Thriller mit Luft nach oben.