Rezension

Pippa muss man mögen

Ins Gras gebissen - Auerbach & Keller

Ins Gras gebissen
von Auerbach & Keller

Einen Schlüssel, den gibt es nicht. Im Storchendreieck schließt niemand ab.

Denn die Bewohner der Altmark in der ehemaligen DDR leben vollkommen autark und vertrauen einander blind, schließlich kennt man sich seit Kindesbeinen und unter den wachsamen Augen ihres Spökenkiekers Heinrich und der 100-Jährigen Christabel Gerstenknecht, der Arbeitgeberin Nummer 1 der Region kann sich das Böse gar nicht ausbreiten. Bis der Notar der Gegend tot unter einem Bierhahn gefunden wird und ein Gartenzwerg aus der Manufaktur der Stadt ein stummes Zeugnis über sein Ableben abgibt. Als dann auch noch eine Verbindung zu zwei rätselhaften Unfällen vor 20 Jahren vermutet wird, ist der Kriminalfall perfekt und Pippa Bolle wieder knietief in den Ermittlungen involviert, obwohl sie eigentlich nur eine alte, gebrechlich Frau pflegen wollte.

Auch der vierte Fall rund um die sympathischen Halb-Engländerin mit dem klangvollen Doppelkonsonanten im Namen konnte mich wieder überzeugen, denn das weibliche Autorenduo hat sich bei dem Ausflug in den malerischen Landstrich zur Abwechlsung mal an ein heikles Thema der Vergangenheit gewagt und nicht nur auf den Spaßfaktor gesetzt, den wir Pippa-Fans schon oft genießen durften. Dabei kommen die humorvollen Passagen aber keineswegs zu kurz, sie werden nur passend in einen ernsten Hintergrund gebettet, der est ziemlich spät im Krimi angesprochen wird und deshalb auch in meiner Rezension ein Geheimnis bleiben soll.

Als kleine Schwierigkeit habe ich die vielen Nebencharaktere empfunden, die in einem Personenverzeichnis zu Beginn zwar eingeführt werden, aber bei mir dennoch für Verwirrung sorgten, da wirklich Jeder im Dorf zu Wort kommen will und sich damit auf der Verdächtigenliste einige Namen tummeln. Positiver Nebeneffekt ist natürlich, dass wir Leser lange im Dunkeln tappen und auch die schlitzohrige Christabel in ihrem rüstigen Alter reichlich Storchendreck aufwirbelt. Überhaupt ist die sanfte Dame mit dem Bärenwillen der heimliche Star bei „Ins Gras gebissen“, da wirkt selbst die rothaarige Pippa neben ihr an einigen Stellen etwas blass. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte balanciert sich das Ungleichgewicht wieder gut aus und am Ende hat man (fast) alle Storchwinkler lieb gewonnen und das unbändige Bedürfnis einen Gartenzwerg zu kaufen und/oder ein Stück Baumkuchen zu essen – solche Bedürfnisse schaffen bei mir immer nur Bücher, die mich auf angenehme Weise berühren, deswegen ist auch der nächste Fall fest eingeplant!