Rezension

Potpourri der Elterntypen

Die Elternsprecherin - Laurie Gelman

Die Elternsprecherin
von Laurie Gelman

Bewertet mit 3 Sternen

Ich war ein Kindergartenjahr lang auch Elternvertreterin, hatte aber nicht annähernd so einen intensiven Job wie Jen Dixon. Anscheinend ist die Definition dieses "Jobs" in den USA eine etwas andere, und von den Eltern werden da viel mehr Dinge gefordert. Elternabende und Klassenparties ganz allein organisieren zum Beispiel.

Ich bin ja prinzipiell auch eher auf der Seite der coolen Mütter statt der konservativen Helikopter-Eltern. Aber selbst mir waren Jens Emails an die Eltern der Vorschulklasse ihres Sohnes Max einen Tick zu frech. Hätte ich solch eine Mail erhalten wäre ich wohl auch ein bißchen angepisst gewesen, und hätte auch nicht alle ihre Witze als solche erkannt.
Zum Glück war Jen 'privat' dann doch etwas normaler. Oder zumindest so normal wie man es als Ex-Groupie von INXS und nunmehrige Hausfrau und Mutter Mitte 40 sein kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich mich auch mit ihr angefreundet hätte.

Wieso sich Jen aber in der Situation, als es um die Eltern-Cocktailparty ging, nicht verteidigt hat, fand ich unglaubwürdig. Sie ist ja auch sonst nicht auf den Mund gefallen oder um eine schlagfertige Antwort verlegen. Die Jen Dixon, die ich im Rest des Buches kennengelernt habe, hätte anders reagiert.

Aber das Buch besteht nicht nur aus einzelnen Episoden die mit ihrer Rolle als Elternsprecherin zusammen hängt, was ich sehr positiv fand. Denn ihr Familienleben, ihre neu geknüpften Freundschaften und Feindschaften, ihre sportlichen Ambitionen und ihre Midlife-Crisis haben mich fast noch mehr interessiert. Letztere hat ihre Mutter übrigens sehr gut zusammen gefasst. Sie ist nicht unglücklich in ihrer derzeitigen Situation, mit ihrem Ehemann Nr. 1. Sie ist vielmehr nur traurig, dass ihre Jugend unwiderruflich vorbei ist, muss das realisieren und dann akzeptieren.