Rezension

Profitiert von Gegensätzen

In Aufruhr -

In Aufruhr
von Inga Vesper

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch volle Gegensätze, das gerade dadurch sein Spannungspotenzial entwickelt und zu einer lesenswerten Geschichte wird.

Mir gefällt das Setting des Buches: Kalifornien im Jahr 1959. Hier trifft eine zunehmend emanzipierte Frauenbewegung auf eine traditionelle Männerwelt. Der harte Kampf um Gleichberechtigung der Schwarzen prallt auf die Herablassung der reichen, weißen Oberschicht. Und Leben voller Chancen und Potenziale verflechten sich mit Leben ohne Hoffnung und Mittel.

Die Erzählung, die Handlung, aber vor allem auch die Protagonisten machen diese Gegensätze deutlich. Zum einen ist da Detective Mick Blanke, der neu im kalifornischen Department das Verschwinden einer reichen Vorstadtehefrau aufklären soll. Er hat die Möglichkeiten eines Polizeiapparats, des Rechtsstaats und eines gesellschaftlich geachteten Ansehens auf seiner Seite. Er ist der ganz normale weiße Mann mit gut bezahltem Job, Ehefrau und Kindern. Zum anderen ist da Ruby Wright. Sie ist eine junge schwarze Frau, die in den Häusern Weißer Putz, um sich Geld für eine richtige Ausbildung zusammenzusparen. Sie arbeitet hart und wird doch immer wieder von ihren Arbeitgebern und der Gesellschaft betrogen und diskriminiert. Selbst unter anderen Schwarzen wird sie als Frau bevormundet und nicht für voll genommen.

Doch der Vermisstenfall bringt Mick und Ruby, diese beiden ganz unterschiedlichen Typen, zusammen. Sie müssen einander helfen, wenn sie den Fall lösen wollen. Mick erledigt die klassische Ermittlungsarbeit nach Vorschrift, während Ruby sich als Putzkraft in den Häusern der Vorstadt umsieht und umhört. Auch das zeigt wieder die Gräben in der Gesellschaft. Während Mick ganz offen und selbstbewusst agiert, ist Ruby misstrauisch, schweigsam und pessimistisch. Damit zeichnet die Autorin ein spannendes Gesellschaftsportrait, das durch die beiden unterschiedlichen Perspektiven nie langweilig und von einem spannenden Kriminalfall gut in Szene gesetzt wird. Alles ist sehr mitreißend geschrieben und ich fühlte mich über das ganze Buch hinweg gut unterhalten.

Der Fall selbst ist dabei natürlich auch sehr lesenswert und mit Spannungsmomenten versehen, doch mich persönlich hat am Ende die Darstellung des polarisierenden Gesellschaftsbildes vollends von dem Buch überzeugt und ich kann es daher guten Gewissens weiterempfehlen.