Rezension

psychologisch interessant, mäßig spannend

Der namenlose Tag - Friedrich Ani

Der namenlose Tag
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

~~Seit einiger Zeit ist Jacob Franck nun schon Pensionär und weiß noch nicht so richtig was mit seiner freien Zeit anzufangen. Als Ermittler bei der Polizei war er für seine ungewöhnlichen Methoden bekannt. Er versetzte sich in die Gefühlswelten der Menschen um einen Todesfall herum und löste damit so einige schwierige Fälle, bei denen die reinen Fakten keinen Schluss zuließen. Nun steht plötzlich Ludwig Winther vor seiner Tür und bittet ihn um Hilfe. Vor über 20 Jahren wurde seine damals 17-jährige Tochter tot aufgefunden. Ein Fremdverschulden konnte zwar nicht restlos ausgeräumt werden, da alle sagten, Esther war melancholisch und die letzte Zeit sehr seltsam gewesen wurde die polizeiliche Untersuchung schnell beendet und der Fall als Selbstmord zu den Akten gelegt. Ein Jahr später erhängte sich Doris Winther in ihrem Garten. Ludwig verlor den Boden unter den Füßen, wurde Alkoholiker, verlor seine Arbeitsstelle und sein Haus. Durch glückliche Fügung fand er den Weg in ein normales Leben wieder zurück. Da er den Selbstmord seiner Tochter nicht glauben will, bittet er nun, nach so langer Zeit darum, diesen Fall nochmals zu untersuchen. Jacob Franck war damals der Übermittler der Todesnachricht.
Auch wenn es in dem Roman um die Ermittlungen in einem ungeklärten Todesfall geht, ist es doch kein Kriminalroman. Die Aufklärung über die wirklichen Umstände des Todes sind wichtiger als die Frage ob es Selbstmord war oder wenn nicht, wer war der Täter. Die Lebensweise der Familie Winther und auch deren Vorgeschichten und weiterer Familienangehöriger nehmen den größten Raum ein. Welche Werte sind wichtig, was erwarte ich von anderen Menschen, wie erziehe ich mein Kind. All dieses beschreibt Friedrich Ani in einer ganz besonderen, auch lokal gefärbten, Sprache. Ein Krimi für alle, die keine Krimis mögen.