Rezension

Rasanter Krimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund

Der nasse Fisch - Volker Kutscher

Der nasse Fisch
von Volker Kutscher

Bewertet mit 5 Sternen

Ein zunehmend packender Krimi auf dem Hintergrund des verruchten Berlin der späten zwanziger Jahre mit einer dynamischen Hauptperson

Ich hatte ein wenig gezögert, denn Hypes mag ich nicht besonders und die Gereon-Rath-Serie ist die Grundlage für die viel gepriesene TV-Serie 'Berlin Babylon'. Aber warum nicht mal Band 1 ausprobieren?

Was der Titel bedeutet, ist schnell klar: ein 'nasser Fisch' ist bei der Mordkommission Berlin-Alexanderplatz, 'die Burg' genannt, ein ungeklärter Fall. Hier handelt es sich um mehrere Fälle, mehrere Handlungsfäden, die ein kompliziertes, raffiniertes Geflecht ergeben, und das alles im Berlin der späten zwanziger Jahre (1929), einer unglaublich interessanten und gefährlichen Zeit.

"Spree-Athen ist tot und Spree-Chicago wächst heran." (Walter Rathenau, eBook 5)

Es ist eine Zeit der krassen sozialen Gegensätze, die Zeit der Straßenkämpfe zwischen aufkommenden nationalsozialistischen Gruppierungen und solchen am äußeren linken Rand, Sozialisten und Kommunisten. Es ist die Zeit prekärer Wohnverhältnisse auf der einen und krassem Clubgeschehen mit reichlich Kokain und Alkohol auf der anderen Seite.

In dieser für ihn erst mal ungewohnten Welt agiert die Hauptperson, der junge Kommissar Gereon Rath, aus dem provinziellen Köln stammend, den es aus Gründen, die für den weiteren Fortgang der Handlung eine gewichtige Rolle spielen, nach Berlin verschlagen hat. Leider muss er bei der Sittenpolizei arbeiten, obwohl er eigentlich mit Mordfällen befasst war. Er hat den Ehrgeiz, schnell wieder dorthin zu kommen, zumal der legendäre, wegen seiner Beleibtheit 'Buddha' genannte Gennat (den es wirklich gab) der Chef ist.

Die Handlung nimmt zunehmend Fahrt auf und Gereon Rath gerät in Schwierigkeiten, sowohl beruflich als auch privat. Es macht einen Teil der Spannung aus, darum zu bangen, ob er sich aus diversen Dilemmata angemessen befreien kann. Mehr kann und soll nicht verraten werden...

Meine Meinung

Nach einem dramatischen Beginn (einer Art Prolog) hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, mich in die leicht langweilig fortschreitende Geschichte einzufinden, zumal ziemlich viele Personen auftraten, für die ich mir vorne ein Verzeichnis gewünscht hätte. Ich kann allerdings nur davon abraten, die entsprechende Webseite aufzurufen, denn zack - ohne es zu wollen – hatte ich schon einen Satz gelesen, der etwas über den weiteren Fortgang verrät.

Man muss bedenken, dass es der erste Band einer mehrteiligen Reihe ist und man sich erst an das Setting, die Zeit und vor allem die Personen gewöhnen muss. Nach diesen anfänglichen leichten Schwierigkeiten zog mich die Geschichte jedoch mehr und mehr in ihren Bann, zumal auch ein Schuss Liebesgeschichte das Ganze würzt. Es wird zunehmend spannender und gefährlicher für Gereon Rath und der Leser fragt sich, wie er sich aus diversen Verwicklungen befreien wird und ob überhaupt.

Wenn man ein gewisses Maß an Interesse für politische, zeitgeschichtliche Hintergründe aufbringt, wird einen dieser Krimi / Roman nicht mehr loslassen. Ich jedenfalls freue mich schon jetzt auf den nächsten Band.