Rezension

rasanter Thriller, teils unglaubwürdig, bestimmt ein klasse Film

Cruelty - Scott Bergstrom

Cruelty
von Scott Bergstrom

Bewertet mit 3.5 Sternen

Scott Bergstrom hat einen Debütroman geschrieben, der es gewaltig krachen lässt. So stark, dass er in mehr als 20 Länder erschien und in Hollywood von Jerry Bruckheimer verfilmt werden soll. Die Rede ist von „Cruelty – Ab jetzt kämpfst du allein“. Es handelt von der jungen Gwendolyn Bloom, die ihren Vater sucht. Er ist seit einem Geschäftstreffen verschwunden. Taucht einfach nicht wieder auf. Kein Anruf, keine Nachricht, nichts. Und es gibt weder eine Lösegeldforderung noch ein Bekennerschreiben, das auf ein Attentat oder sonstiges hinweist.
Ihre Mutter hat sie früh verloren, sie wurde ermordet, als das Auto der Familie in eine wütende Meute geriet. Aus dem Auto gezogen und mit vielen Stichen regelrecht niedergemetzelt. Ihr Vater kann, da ist sie knapp zehn Jahre alt, sich selbst und Gwendolyn gerade so retten. Er ist Staatsbeamter im Außenministerium und muss deshalb oft umziehen. Sie wechselt die sehr guten Schulen, auf die sie wegen des Jobs ihres Vaters Anspruch hat, so rasch, dass es ihr kaum gelingt, irgendwo wirklich sesshaft zu werden. Und nun das: Am Todestag der Mutter, der auch der Geburtstag des Vaters ist, sieht sie ihn zum letzten Mal.
Hier beginnt der Thriller. So trocken und teils emotionslos, wie der Autor das Drama, in das Gwen, kaum 18 Jahre alt, nun gerät, beschreibt, so sehr geht doch die Post ab. Unsere Heldin erfährt, dass ihr Vater in Wirklichkeit Agent bei der CIA ist. Und nicht nur das. Auch ihre Lieblingsbabysitter, die im selben Haus wohnen, waren ebenfalls Agenten, nur bei einem anderen Verein. Der Chef und die Freunde ihres Vaters wollen nur, dass Gwen sich nicht einmischt bei der Suche, sondern zu einer ihr im Grunde unbekannten Tante zieht. Dort soll sie auch zur Schule gehen, ein ganz normales Leben führen.
Aber so kommt es natürlich nicht. Ein Mitschüler hilft ihr dabei, eine Spur aufzunehmen, ihre ehemaligen Babysitter kennen da jemand, der ihr helfen kann, dieser Spur nachzugehen. Und so kommt es, dass Gwen von nun an durch halb Europa reist, nur um immer wieder durch Zufall doch noch einen Schritt weiterzukommen. Ihr erster Halt ist Paris. Dabei bleiben gefährliche Situationen nicht aus. Im Grunde ist das noch harmlos, denn diese Momente häufen sich ständig. Da kommt es ihr zu Gute, dass sie von klein auf eine Turnerin ist, sodass sie, von einer Spezialistin gut vorbereitet, nun etliche üble Figuren um die Ecke bringt. Es handelt sich um einen internationalen Netzwerk aus Waffenschiebern, Drogendealern und Menschenhändlern, bei dem sie ihren Vater vermutet. Und das alles in diesem rationalen Stil des Autors geschildert, der mir im Grunde gut gefällt. Aber ...
Das mag für einen Film dann wirklich klasse darstellbar sein, bei mir weckt es so manchen Zweifel. Einen Menschen zu töten ist selbst für einen Erwachsenen nicht so einfach, für ein bisher gut behütetes Mädchen aber eine echte Herausforderung. Je näher sie der Lösung kommt, desto abstruser werden ihre Handlungen. Dass das alles nicht innerhalb weniger Tage passiert sondern über Wochen und Monate, Gwen also die Möglichkeit erhält, sich zu entwickeln, sehe ich als positiven Punkt an. Trotzdem: man muss schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, um so ein Mädchen, wie es sich der Autor Bergstrom vorstellt, zu werden. Das wird bestimmt ein Kassenmagnet.

Mehr über den Autor und seine Bücher zum Beispiel unter https://www.rowohlt.de/autor/scott-bergstrom.html