Rezension

Raus aus der jammendern Opferrolle, ob mit oder ohne Buch

Im Herzen berührt - Isabelle Schumacher

Im Herzen berührt
von Isabelle Schumacher

Bewertet mit 2 Sternen

Für dieses Buch habe ich mir viel Zeit genommen. Nicht weil es mir schwerfiel, den Text zu lesen. Sondern weil ich mich bemühte, mich zurechtzufinden, um nicht ein vorschnelles und möglicherweise ungerechtes Urteil zu fällen.

Das Buch, geschrieben von einer Marketingfachfrau, kündigt sich anspruchsvoll an: „Es leitet Sie an, sich von Sorgen und hinderlichen Denkmustern zu lösen…“ Es will also eine Selbsthilfe-Anleitung sein zu einem glücklicheren Leben auf Basis der Selbstliebe. Nun ja, wenn es denn so einfach wäre…

Inzwischen ist die Autorin erfolgreiche Seminarleiterin, Heilerin, Bewusstseinstrainerin. Es kann gut sein, dass sie aufgrund ihrer persönlichen Ausstrahlung im lebendigen Kurs-Miteinander Menschen mitreißen kann. Mit diesem Buch allerdings gelingt das nicht.  

Sie vermischt willkürlich und völlig ungeniert in ihren Texten die körperliche (physikalische) Ebene mit esoterischen Glaubenssätzen, was ich als Psychotherapeutin teilweise geradezu für fahrlässig halte. So setzt sie Gefühle, die sie unkritisch als negativ bewertet, in Korrelation  zu körperlichen Symptomen. Das konnte Dr. Rüdiger Dahlke viel besser und sehr viel fundierter… Die Autorin versteht es sehr gut, mit Worthülsen zu jonglieren, ohne dass echter Inhalt zu finden wäre. Was heißt „Lebensmelodie hören“? Was heißt „Marker der Selbstliebe setzen“?  Was heißt „nach eigenem Seelenplan leben“? Was heißt „Mein Herz ruft nach der Reinheit meines Charakters“??? Schlimm finde ich auch Halbwahrheiten wie „… Sie taten es, um anderen zu gefallen…“ – als gäbe es keine anderen Beweggründe.  Wenn Körper und Seele des Menschen so einfach gestrickt wären, wie es dieses Buch vorgaukelt, dann wäre das Leben nicht so differenziert und so unendlich reich, wie es tatsächlich ist. Wahr ist allerdings – und das ist letztlich jedem Leser zu wünschen: Raus aus der jammernden Opferrolle und hinein in die tägliche Entschlusskraft! Das kann man allerdings nicht lesend umsetzen, das muss man tun.