Rezension

Realitätsbezogene Gruselgeschichte

Nachtangst - Emely Dark

Nachtangst
von Emely Dark

Bewertet mit 4 Sternen

Hexen und Dämonen, gibt es sie wirklich?

Emely scheint an sie zu glauben, denn seit ihr religiös fanatischer Vater ihr immer und immer wieder von ihrer Existenz erzählte als sie klein war, verfolgen diese sie in ihren Träumen. Auch jetzt noch als erwachsene junge Frau. Nicht nur Nachts fallen diese Träume über sie her und rauben ihr den Schlaf. Nein, als sie nach einem Traumhaften Sommer ihrer Jugend einen harten Schicksalsschlag erlitt, fiel sie in ein tiefes Loch, in dem sich Realität und Traum miteinander vermischten.

Ihr größter Wunsch ist die Stille. Es soll endlich aufhören. Sie möchte endlich "normal" sein. Ihre Suche danach ließ in den Abgrund steigen.

 

Emely Dark arbeitet in ihrem Debütroman ihre eigene Kindheit und Jugend auf und zeigt dem Leser ihre grausame Vergangenheit. Sie verlieh der Protagonisten ihren Namen. Angefangen von Geschichten aus ihrer Kindheit, als ihre Mutter und sie noch mit ihrem Vater zusammenwohnten, beschreibt sie den Werdegang ihrer Jugend nach der Trennung der Eltern, bis hin zu ihrem 18. Geburtstag. Dabei erzählt sie sehr bildhaft und schaurig die Geschehnisse und Träume, sodass einem beim Lesen eine Gänsehaut nach der anderen jagt. Teilweise sind sie so schaurig, das man innehalten muss und, weil es sich ja auf wahre Begebenheiten bezieht, die Fiktion herausfiltern, was nicht wirklich gelingt. Jemand, der in einem zufriedenen und glücklichen Elternhaus aufgewachsen ist, kann sich diesen Horror, den Emely Dark beschreibt, kaum vorstellen. Höchstens aus einem King-Film.

In dem Buch finden viele Personen einen Platz. Viele sind sehr gut integriert. Aber einige sind recht schwammig und man kann mit ihnen nicht recht was anfangen.

Die Mutter-Kind-Beziehung wirft auch einige Fragen auf, allerdings nahm die Autorin in einer Leserunde zu diesem Buch Stellung, und erklärte, das sie tatsächlich mit ihrer Mutter über einige Dinge nicht reden konnte, da diese selbst negativ geprägt sei in manchen Dingen. Gerade durch diese Erklärung wird einem die Liebe zwischen Mutter und Tochter noch mehr bewusst, als sie eh schon im Roman deutlich wird.

Nicht nur Schrecken und Grusel spielen in dem Buch eine Rolle. Es geht hier auch um Freundschaft, Liebe, exessives Verhalten, Randgänger, Mobbing und das gesellschaftliche Gebärden. Erschreckend, wo einem ein Riss in der Seele doch hinführen kann und wie Selbstzweifel groß werden. Auch die Gesellschaft ist so geprägt, dass sie sich nur um sich kümmert und lieber als Zuschauer fungiert statt als Retter. Diese Begebenheiten hat die Autorin sehr gut eingebracht.

Zum Spannungsaufbau und zum Schreibstil gibt es nicht viel zu sagen. Die Autorin kann sehr gut mit Wörtern umgehen und das Erzählte zum Leben erwecken. Von der ersten Seite an fesselt das Buch. Es gibt nur minimale Längen, die nicht groß erwähnenswert sind. Das Buch ist in recht kurze Kapitel aufgeteilt, die den Spannungsaufbau noch unterstützen. Dazu hat sie den Verlauf in drei Teile aufgeteilt: "Die Unschuld", "Die Flucht" und "Die Rückkehr". Auch hier ist eine Steigerung erkennbar.

 

Derzeit schreibt die Autorin bereits an einem neuen, rein fiktionalen Roman. Ich bin schon sehr gespannt, wie tief die Abgründe in dem dann sind. "Nachtangst" ist ein Buch, welches nicht wirklich einem Genre zuzuordnen ist und mag von daher dem einen oder andern Leser eher mit Skepsis versehen. Aber ich rate dieses Buch jedem, der Horror, Thriller, Drama und Young Adult mag. Auch ist es ein wenig schwere Lektüre, die lange ...., sehr lange nachhallt.