Rezension

Regt zum Nachdenken an

Die Parallelklasse - Patrick Bauer

Die Parallelklasse
von Patrick Bauer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Suche danach, was aus dem Traum einer multikulturellen Gesellschaft geworden ist Was machen eigentlich die Klassenkameraden von früher alle so? Ist aus ihnen das geworden, was wir damals schon von ihnen dachten? Und inwieweit prägt die Schule, die wir besuchten, den Lebenslauf von uns allen? Als der Journalist Patrick Bauer Ahmed, seinen besten Freund von einst, zufällig wiedertrifft, will dieser ihm Drogen verkaufen. Ahmed und Patrick waren gemeinsam auf einer fortschrittlichen Grundschule in Berlin-Kreuzberg, auf der Kinder aus unterschiedlichen Verhältnissen und Kulturen von früh an einen gemeinsamen Lebensweg beginnen sollten. Warum hat das nicht geklappt? Patrick Bauer macht sich auf die Suche nach seinen alten Mitschülern. Und bringt von seiner Reise hochkomische, berührende und fassungslos machende Geschichten mit.

Das Buch ist sehr gut geschrieben. So schildert Patrick Bauer nicht nur die Begegnungen an sich mit seinen ehemaligen Klassenkameraden und den Lehrern, sondern auch die teilweise aufwändige Suche um diese erst mal ausfindig zu machen.

Dieses Buch thematisiert sehr gut das Thema unseres Bildungssystems und zwar auf eine etwas andere Weise. Hier bekommen die Menschen, die sonst immer nur als "Menschen nichtdeutschsprachiger Herkunft", "sozial schwache" und auch als "Akademikerkinder" eingeordnet werden ein Gesicht. Hier wird an real existierenden Beispielen gezeigt, das sogar schon vor zwanzig Jahren absehbar war, das unser Bildungssystem nicht funktioniert. Bei seinem Besuch in seiner ehemaligen Schule zeigt sich jetzt noch deutlicher das bei diesem Thema sehr vieles falsch läuft, aber keiner mehr macht als nur schön zu reden, wenn nicht, wie an dem einen Fallbeispiel die ganze Lehrerschaft streikt bis sich endlich was tut.

Das Buch öffnet einem ingewisser Weise die Augen. Vor allem für diejenigen, die aus deutschen Familien kommen, den vorgezeichneten und erwarteten Weg gehen und in ihrer Schullaufbahn nicht sehr oft mit ausländischen Schülern in Kontakt kamen, die Probleme in der Schule haben ist es nicht unbedingt so ersichtlich wie es in Bezirken steht, in denen mehr Ausländer wohnen und in denen es keine oder zu wenige Programme gibt, die diese Kinder unterstützen. Denn auch das zeigt das Buch: Würde es diese Unterstützung geben würden es mehr Kinder geben, die es aufs Gymnasium gehen könnten. So erzählt eine ehemalige Mitschülerin das sie ihren Geschwister unterstützt hat und diese es tatsächlich aufs Gymnasium und zu einem Studium geschafft haben. Aber sie hat eben keiner unterstützt und daher blieb ihr diese Möglichkeit verwehrt.

Allerdings zeigt es auch den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Als Resümee zeigt Patrick Bauer, mittlerweile selbst Vater, das selbst er, der die momentane Situation inakzeptabel findet, das die "Deutschen" auf eine und die "Ausländer" auf eine andere Schule gehen, dennoch sehr genau darüber nachdenken wird, auf welche Schule er sein Kind schicken wird. Denn wer will sein Kind schon für seine Einstellung eventuell opfern müssen?

 

Ich finde das Buch sehr gut, auch wenn ich ein bisschen bemängeln muss, dass es manchmal etwas kompliziert ist die ganzen Geschichten auseinander zu halten und diese richtig zu verknüpfen, wenn später darauf zurückgegriffen wird. Aber das ist nur ein kleiner nicht sehr oft auftretender Mangel. Somit bleibt das Buch doch im großen supe rund absolut empfehlenswert.