Rezension

regt zum nachdenken an

Mauszeiten - Boris Schneider

Mauszeiten
von Boris Schneider

Bewertet mit 5 Sternen

Jugendbuch

== Mauszeiten ==

- Gewalt, U-Bahn, München, Unterdrückung, Sozialdarwinismus, Gemeinschaft

Autor: Boris Schneider

== Buchbeschreibung: ==

Als Flitz dem am Rande der Mäusegesellschaft lebenden Veteranen Furchtsam hilfreich zur Seite steht und sich für ihn stark macht, gerät plötzlich die Ordnung in der Mäusekolonie außer Kontrolle. Erklärter Feind der beiden ist Blacksix, eine Maus, deren Herz so schwarz ist wie ihr Fell. Blacksix schreckt selbst vor brutaler Gewalt nicht zurück. Als sich dann noch das Mäuseweibchen Stummel gegen ihn und für Flitz entscheidet, geht es plötzlich um Leben und Tod. Sind Flitz und sein Mentor Furchtsam wirklich an den rätselhaften Todesfällen am Marienplatz schuld? Gut, dass die beiden treue Freunde haben, die ihnen bei der haarsträubenden Jagd durch die U-Bahn-Schächte unter München beistehen.

== Leseeindrücke: ==

Zu Beginn der Handlung lesen wir im Prolog aus der Sicht eines Kindes: Luise, die in einem U-Bahn Schacht eine Maus entdeckt und mit ihrem Hinweis auf diese eine kleine Massenpanik verursacht, welche einer gewissen Frau Harnke sich sogar dazu veranlasst fühlt, den Verantwortlichen für die Schädlingsbekämpfung in U-Bahnhöfen auf diesen Missstand hinzuweisen.

Dann beginnen die eigentlichen Kapitel, welche aus der Sicht der Mäuse, insbesondere des Mäuserichs Flitz beschrieben werden. Auch er greift die o.g. Situation nochmals gedanklich auf, weil doch seine Maus-Freundin Stummel nur einfach Lust auf etwas Saures hatte und er da oben bei den "Zweibeinern" (= Menschen) eine saure Gurkenscheibe, weggeworfen aus einem "Viellager" (= Hamburger) erdichtet hatte, die er ihr bringen wollte. So werden die Charaktere der Mäuse einer nach dem anderen beschrieben: Von mutig bis tyrannisch, ergeben bis gottlos (ein Frithlose ist ein Gottloser). Ein jedes Kapitel - bis auf das Intermezzo-Kapitel - ist mit dem Namen der Maus oder der Mäuse übertitelt, von welcher/ welchen es handelt. Dazu ist unter der Kapitelüberschrift auch jeweils eine Skizze der Mäuse gezeichnet. Anhand dieser merkt der Leser schnell, je weicher und liebevoller eine Mäuse gezeichnet ist, so zeichnet sich auch deren Charakter aus, je hässlicher und zähnefletschender skizziert, desto übler dessen Charakter. Auch die Namensgebung der Mäuse entspricht ihren Charakter oder ihrer Optik: Stummel, wegen ihres kurzen, etwas gedungenen Körpers; Flitz, da er sehr schnell flitzen konnte; Furchtsam, der etwas ängstlich ist; Blacksix, mit schwarzem Charakter und schwarzem Fell usw.

Die Mäuse, die da in diesem U-Bahn-Schacht unter dem Marienplatz leben, leben dort in ihrem eigenen Mäusestaat, wo es auch Herrschaften, Regeln und Gesetze gibt, die auch Rückschlüsse auf unsere menschliche Gesellschaft sich ziehen lassen. So muss jede maskuline Maus sich in jungen Jahren einer strengen Prüfung unterziehen, um als eine reife und erwachsene Maus akzeptiert zu werden. Erst nach Bestehen dieser Prüfung darf diese gereifte Maus sich einer Partnerschaft hingeben. Da die Protagonistenmaus Flitz sich sehr zu seiner weiblichen Freundin Stummel hingezogen wird, muss auch er sich einer solchen Prüfung unterziehen.

So lesen wir also auch zu Beginn der Handlung gleich von Furchtsam, der an eben solch einer Prüfung scheitert und somit zu einer frithlosen/ gottlosen und geächteten Maus wird, die man lieber meiden sollte, wenn man die Gemeinschaft nicht verärgern möchte. Flitz freundet sich dennoch mit ihm an, um sich Ratschläge über die Prüfung bei ihm einzuholen. Dem bitterbösen Blacksix entgeht diese Freundschaft nicht und als sich dann auch noch die rätselhaften Mäusetodesfälle am Marienplatz häufen, hat der Tyrann Blacksix schnell die Schuldigen ausgemacht und versucht die anderen gegen die beiden aufzuhetzen. Eine haarsträubende Hetzjagd zwischen den guten und den bösen Mäusen quer durch die U-Bahn-Schächte beginnt…

Da ich diese Lektüre mit meinem knapp 11-jährigen Sohn gelesen habe, war ich froh, gemeinsam mit ihm zu lesen, denn teilweise sind die Handlung dich recht grausam und blutig beschrieben. Altersempehlung liegt ja allerdings auch erst ab 14 Jahren. Mein Sohn empfand die Handlung analog einer Fabel, den die Tiere nehmen auch hier - wie bei einer Fabel - vermenschlichte Züge an, können sich nicht nur untereinander sprechend verständigen, sondern haben menschliche Eigenschaften wie Gefühlsregungen, Lust, Zuneigung, Trauer und Not. Ebenso wie bei einer Fabel zielt die Handlung auch hier auf eine Schlussfolgerung hin, die als Moral von der Geschicht´  eben auch eine Moral zur Folge hat. Hier eben : Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Oder auch: Wer wagt, der gewinnt!

Schön und hilfreich fanden wir im Anhang das Maus-Wörterbuch, wo dem Leser die Maussprache ins Deutsche hin übersetzt wird. Auch den abgedruckten U-Bahn-Schacht, damit wir die Flucht der Mäuse auch als ortsunkundige Nicht-Münchner, mitverfolgen können, fanden wir sehr nützlich. Insgesamt haben wir die 12 Kapitel (inkl.Prolog und Anhänge) verteilt auf 195 Seiten sehr genossen, fanden die Kapitel angenehm kurz und kurzweilig, aber eben auch sehr packend und fesselnd.

Alleine hätte sich mein Sohn nicht an dieses Buch herangetraut, weil es eben doch auch von teilweise sehr bösartigen Mausverhalten vorgeherrscht wird. Es regt aber sehr zum Nachdenken an, zeigt auf welchen Fiesheiteiten und Ungerechtigkeiten man sich im Leben wappnen muss und dass auch nur die Mutigen gewinnen, und das ist eine Lebensregel, die man jedem Kind einfach auf seinen Weg ins Erwachsenenleben mitgeben muss! Keine leichte Kost, aber man wird nicht alt und weise, wenn man Imme rnur die leichten Dinge des Lebens wählt.

Diese Lektüre hat volle 5 Sterne verdient und erhält sie auch von uns!

by esposa1969