Rezension

Probleme im Reich der Mäuse - gut erzählt

Mauszeiten - Boris Schneider

Mauszeiten
von Boris Schneider

Bewertet mit 4 Sternen

„…Katzen lieben es überhaupt nicht, wenn man sie dumm aussehen lässt…“

 

In der U-Bahnstation Marienplatz lebt eine Mäusepopulation. Zu ihr gehören die Jungmäuse Flitz und Stummel. Flitz muss allerdings eine Prüfung bestehen, damit er Stummel heiraten darf. Zur Vorbereitung derselben wendet er sich an Furchtsam. Diese Maus hatte einst die Prüfung nicht bestanden und wurde deshalb ausgeschlossen.

Der Autor hat es verstanden, einerseits Probleme der Menschen in die Welt der Mäuse zu übertragen, andererseits das Leben im Tierreich mit einfließen zu lassen. Wenn die Maus Kasta vor einer Katze flieht und im U-Bahnschacht landet, ist das durchaus realitätsnah. Von Kasta stammt übrigens obiges Zitat.

Die Protagonisten sind gut charakterisiert. Ich möchte mich auf wenige beschränken. Flitz ist Neuem gegenüber aufgeschlossen und setzt sich für seine Freunde ein. Stummel unterstützt ihn dabei. Blacksix ist Flitzs Gegenspieler. Er hat begehrliche Blicke auf Stummel geworfen und lässt keine Möglichkeit aus, gegen Flitz Stimmung zu machen. Plötzliche Todesfälle spielen ihm in die Hand.

Flitz und Stummel müssen den Marienplatz verlassen. Es beginnt eine gefahrvolle Reise.

Hass und Liebe, Verrat und Vertrauen, Krieg und Menschlichkeit, Eigennutz und Barmherzigkeit sind die Gegensätze, die die Handlung dominieren. Im Laufe des Geschehens zeigt sich, dass die Charaktere sehr vielschichtig sind. Zwar lassen sich die Protagonisten die Werte Gut und Böse eindeutig zuordnen, das heißt aber nicht, dass das Pendel ihres Handelns auch mal in die andere Richtung ausschlägt.  

Das Buch ließ sich zügig lesen. Die Handlung war durchgehend spannend und beinhaltet eine Menge trickreicher Ideen. Der Schreibstil wechselt je nach Thema. Die grausamen Szenen werden sachlich und zurückhaltend beschrieben. Gefühlvolle Szenen finden sich besonders dort, wo von den Mäusekindern die Rede ist. Einige Gespräche zeugen von philosophischer Tiefe. Hier kommt insbesondere die Lebenserfahrung von Furchtsam ins Spiel.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gekonnt wurden in einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung zahlreiche Botschaften versteckt. Dass gemeinsames Handeln stark macht und keiner das Recht hat, andere auszugrenzen, sind nur zwei davon. Schön fand ich die Idee, eine Rahmenhandlung mit Intermezzo über die eigentliche Geschichte zu legen.