Rezension

Reichlich skurril

Der Stempelmörder -

Der Stempelmörder
von Torsten Schönberg

Bewertet mit 3 Sternen

In einem Österreich der fernen Zukunft werden Zuwanderer nach ihrer Herkunft getrennt und in diverse Programme gesteckt, um aus ihnen „gute Österreicher“ zu machen. Da gibt es „Piefke 5“, „Tschuschen 6“ und „Türken hab 8“. Allen ist gemeinsam, dass sie strengen Regeln unterworfen sind, die aber von der Exekutive situationselastisch gehandhabt werden.

 

Hauptfiguren sind Juri, ein echter Deutscher, und Georg, der eigentlich ein Kärntner ist, aber dennoch das „Piefke 5“-Programm durchlaufen muss. Die näheren Hintergründe werden nur angedeutet. Die beiden wohnen im wieder eröffneten Männerwohnheim in der Meldemannstraße in der Brigittenau, dem 20. Bezirk Wiens.

 

Wir Leser begleiten Juri und Georg eine Woche lang bei ihren Verrichtungen im Rahmen des Einbürgerungsverfahrens und stolpern mit ihnen von einer Leiche zur anderen. Die Polizei scheint sich auf die beiden als Täter eingeschossen zu haben.

 

Meine Meinung:

 

Was als schwarzhumorig angekündigt wurde, trifft nicht immer meinen Geschmack. Vieles ist überzeichnet dargestellt, über ein paar Dinge, wie den Esel „Hazee“ musste ich allerdings herzlich lachen.

 

Der Schreibstil ist für viele Leser gewöhnungsbedürftig. Schnelle Schauplatzwechsel führen uns in verschiedene Winkel von Wien, die der übliche Wien-Tourist nicht zu sehen bekommt: Den Sammelplatz der Müllabfuhr, die in Wirklichkeit (Magistratsabteilung) MA48 heißt. Die Mistfeste mit Brat- und/oder Burenwurst und Hüpfburg gibt es wirklich. Und an der Alten Donau kann man sowohl im Arbeiterstranband als auch im Bundesbad Alte Donau baden. Das eine oder andere Techtelmechtel passiert dort auch. Ob sich ein hochrangiger Polizist und eine Ministerin wie beschrieben, vergnügt haben, wer weiß das schon.

 

Der Krimi ist recht skurril und gleitet ins Abstruse ab. Als Wienerin muss ich unseren Bundespräsidenten zitieren, der anlässlich des Ibiza-Videos gesagt hat „Nein, wir sind nicht so! So sind wir nicht!“. Aber wie sind wir dann? Neigen wir nicht alle dazu, Menschen in Schubladen zu stecken?

 

Fazit:

 

Wer skurrile Krimis mit ebensolchen Protagonisten mag, ist hier richtig. Mir persönlich ist er ein wenig zu überzogen. Daher gibt es nur 3 Sterne