Rezension

Reisebericht, der 's drauf hat!

Journeyman
von Fabian Sixtus Körner

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem Fabian mit ein paar Freunden in Vietnam die üblichen Touristenpfade verlassen und mit ein paar Freunden den Nam Ou, den Reisschüsselfluß hinab- oder hinauf gefahren ist, hat er Blut geleckt: auf 's Individualreisen. 

Zum Glück hat er seine berufliche Ausbildung abgeschlossen, das Diplom als Innenarchitekt in der Tasche, also auf nun, hinaus in die Welt, wenn nicht jetzt, wann dann? Eine entsprechende Skizze zeichnet sich in seinem Kopf ab und er wäre kein effizienter Deutscher, wenn er für seine Weltreise nicht einen Plan und eine Liste von zehn, mehr oder weniger sinnvollen, Regeln aufgestellt hätte. Denn diese Erkenntnis beschert ihm u.a. das Reisen in andere Kulturkreise, die Deutschen beten den Gott Effizienz an, mehr als jede andere Nation, die er kennt. Und auf seinen Wanderungen durch die Welt beziehungsweise den diversen Stationen seines Trips, den er sich durch seiner Hände kreatives Werk finanziert, kann er das Nationalerbe nie ganz und für immer abschütteln. Es kommt immer wieder zurück, selbst in Santo Domingo, wo das hedonistische Weltbild der Bewohner sich jeden an Land Gespülten krallt.

Wo Fabian überall war – der Titel spricht für sich, auf allen Kontinenten. Was er tut? Alles. Nichts. Was er erlebt? Leben.

Was diesen Reisebericht besonders macht und ihn von anderen abhebt, soweit ich es beurteilen kann, ist, die immer weniger Mühe machende Bereitschaft des Autors, sich vorurteilslos in die jeweilige Kultur seines Gastlandes hineinfallen zu lassen und so wenig wie möglich fremde Lebensgewohnheiten und Sitten zu werten. Dass er dabei doch mal ins Fettnäpfchen tritt und doch mal die Fassung verliert, wen wundert’s? Strapaziöses wird ohne Larmoyanz, aber auch ohne Schönfärberei vorgetragen.

Der Autor besitzt die sprachlichen Möglichkeiten, seine Erlebnisse dicht an den Leser heranzubringen. Die Sätze sind meist kurz und prägnant, Poetisches darf man kaum erwarten, er bedichtet seine Umgebung nicht, er schreibt schnörkellos, gerade, leicht verständlich, modern, atemlos, spannend. Es ist ein Reisebericht, keine Weltliteratur – aber was für einer!

Fazit: Mir hat’s großartig gefallen und eine  schlaflose Lesenacht beschert.