Rezension

Rezension zu "Fritzi und ich" von Jochen König

Fritzi und ich - Jochen König

Fritzi und ich
von Jochen König

Zum Inhalt: Der Autor Jochen König ist gerade 27 Jahre alt, als er und seine Freundin realisieren, dass sie ein gemeinsames Kind erwarten. Während Jochen sich recht schnell vorstellen kann, den unverhofften Nachwuchs groß zu ziehen, ist seine Freundin sich nicht von Anfang an sicher darüber. Doch die beiden wagen das große Abenteuer Kind und noch viel mehr: recht schnell ist klar, dass das junge Paar mit dem klassischen Familienmodell – beide Eltern leben zusammen, der Hauptanteil der Kinderversorgung und –erziehung wird von der Frau geleistet, während der Vater einen – sowohl zeitlich als auch persönlich – deutlich geringeren Teil dazu beiträgt, nicht viel anfangen können und ihren Familienalltag anders gestalten wollen.

So lebt  Tochter Fritzi nach der Geburt bei ihrem Vater, der in den nächsten eineinhalb Jahren zu Hause bleibt und Fritzis Haupt-Bezugsperson ist. Fritzis Mutter lebt in einer WG in der Nähe von Jochen und Fritzi, kümmert sich mit um die gemeinsame Tochter, hat dabei jedoch deutlich mehr Freiheiten und Möglichkeiten, ihre berufliche Karriere zu gestalten.

Der Autor schildert in diesem Buch seine ersten drei Jahre mit seiner kleinen Tochter Fritzi, er erläutert, warum das Paar sich bewusst für dieses Familienkonzept entscheiden hat und wie es sich anfühlt, wenn man sich in dieser Hinsicht immer wieder erklären muss.

Eigene Meinung: Bevor ich mit dem Buch „Fritzi und ich“ losgelegt habe, habe ich mich nicht besonders viel mit dem Inhalt beschäftigt. Ich habe eine leicht zu lesende, unterhaltsame Erzählung aus dem Bereich „chaotischer Alltag von Papa in Elternzeit mit kleiner Tochter“ erwartet. Leicht zu lesen, war das Buch, unterhaltsam durch den immer wieder einfließenden Humor von Jochen König ebenfalls – aber das war nicht alles. Sehr positiv überrascht hat mich, dass es neben dieser „Haupthandlung“ noch einen sehr wichtigen anderen Inhalt des Buches gibt – ein Thema, bei dem man schnell merkt,  dass es Jochen König sehr am Herzen liegt. Es geht einerseits um alternative Familien- und Lebenskonzepte, darum, dass es nicht immer die Mutter sein muss, die den Großteil der Kindererziehung leistet und wie selbstverständlich auch persönlich weitaus mehr als der Mann (meist ist es heute noch so) zurücksteckt. Die Art und Weise, wie König sich diesem Thema nähert, seine Gedanken und Einstellung zu einer gleichberechtigten Beziehung, die Offenheit, mit der er sich dem Thema Geschlechterrollen nähert, hat mich dabei sehr positiv überrascht.

Ein weiterer großer Punkt, der dem Autor offensichtlich sehr am Herzen liegt, ist, dass seine Tochter ohne die typischen Geschlechterstereotypen aufwachsen soll. So bekommt Klein-Fritzi keine rosa Strampelanzüge und wird an Karneval nicht als Fee verkleidet – lernt aber, dass sie mit ihrem Papa sowohl kochen und backen, als auch Computer zusammen bauen und Fußball spielen kann. „Von mir aus darf sie Bauarbeiterin und Bauarbeiter, Kapitänin und Kapitän, Spiderwoman und Spiderman, Junge oder Mädchen sein.“

Der Umgang mit diesen beiden Themen hat mir wirklich extrem gut gefallen und genau meine Einstellung getroffen.  Stilistisch kritisiere ich nur, dass einige Standpunkte meiner Meinung nach zu häufig wiederholt wurden. Königs Einstellung zu geschlechterspezifischer Rollenverteilung und (alternativen) Familienkonzepten wird sehr schlüssig und anhand vieler Beispiele aufgezeigt  - da hätte es die eine oder andere Wiederholung bzw. zusätzliches Beispiel einfach nicht mehr gebraucht.

Fazit: Eine kurzweilige, unterhaltsame Lektüre, die sich aufgrund der Kürze und dem einfachen Schreibstil sehr einfach lesen lässt, und welche außerdem interessante Gedanken zum Thema Familien-/Lebenskonzepte bietet und mit der Vorstellung der auch in heutigen „modernen“ Familien noch häufig anzutreffenden klassischen Rollenverteilung aufräumt.