Rezension

Richtig gut!

Orks vs. Zwerge - T. S. Orgel

Orks vs. Zwerge
von T. S. Orgel

Bewertet mit 5 Sternen

Die Orks sind im Anmarsch auf die Zwergenstadt Derok, alle Stämme haben sie unter einem Oberbefehlshaber vereint, um ihr ehemaliges Stämmegebiet zurückzuerobern. In Derok bereiten sich die Zwerge darauf vor, ihre Stadt vor den zahlenmäßig überlegenen Angreifern zu verteidigen.

Orks und Zwerge sind im Krieg miteinander. Ok, das kommt in vielen Fantasy-Geschichten vor, aber diese hier ist trotzdem etwas Besonderes, den Gebrüdern Orgel ist es gelungen, ihre ganz besondere Orks-Zwerge-Geschichte zu schreiben und das richtig gut. Weder Orks noch Zwerge sind hier eindeutig gut oder eindeutig böse, beide Arten haben eine eigene interessante Geschichte und dadurch ihre Gründe für diesen Krieg. Die Orks werden einmal nicht als bösartige, halbe Tiere dargestellt, die Zwerge sind keine edle, intellektuell überlegene Rasse. Selten habe ich mich so wenig für eine Seite entscheiden können, wenn auch mein Herz etwas mehr für die Orks schlägt (und allein das ist schon beachtenswert, denn eigentlich bin ich ein großer Zwerge-Fan).

Besonders gefällt mir, dass beide Seiten auch wirklich zu Wort kommen, die beiden Autoren erzählen die Geschichte sowohl aus den Augen der Orks als auch aus denen der Zwerge. Im Mittelpunkt steht jeweils eine bestimmte Gruppe, bei den Orks ist dies der Trupp des Orks Ragroth, einem alten Haudegen, bei den Zwergen eine Sechsergruppe, die einen „Schatz“ aus einem Tempel retten soll und sich dabei mitten unter die Feinde begeben muss. Es gibt aber auf beiden Seiten noch weitere Perspektiven zu entdecken. Beide Seiten haben zudem auch mit internen Streitigkeiten zu kämpfen, so gibt es bei den Orks verschiedene unterschiedliche Stämme, aber auch Rivalitäten zwischen Individuen, die Zwerge sind in verschiedene Gilden geteilt, die jede die Macht für sich beansprucht. All dies trägt sehr zur Spannung bei und macht die Geschichte insgesamt sehr interessant.

Man kann das Buch auch als eine Art Anti-Kriegsbuch verstehen, zumal es durchaus auch Bezüge zur realen Welt enthält. Die Zwerge als (ehemalige) Eroberer, die Orks als „Ureinwohner“, diese Konstellation weckt Assoziationen. Die Kämpfe sind ausführlich und sehr spannend beschrieben (obwohl ich sonst oft dazu neige, über Kampfhandlungen hinwegzulesen, weil ich sie meist eher langweilig finde, habe ich das hier nicht getan), sie sind realistischerweise sehr blutig und kosten dem einen oder anderen Charakter das Leben, sicher dass der „Lieblingscharakter“ überlebt, kann man nie sein.

Auch die Charaktere haben die beiden Autoren sehr gut ausgearbeitet, seien es Orks, Zwerge oder die auch auftretenden Menschen und Oger (wobei letztere eine Unterart der Orks darstellen), man lernt sie gut und tiefgehend kennen. Dazu trägt auch bei, dass die Autoren uns an ihren (kursiv geschriebenen) Gedanken teilhaben lassen – und dass wir einiges über die Hintergründe zumindest einiger Charaktere erfahren.

Erzählt wird das Ganze in einer sehr lebendigen Sprache, die sich wunderbar lesen lässt und das Buch zusätzlich zur spannenden Handlung zu einem Pageturner macht. Von diesen Autoren würde ich sehr gerne noch einiges mehr lesen. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, bietet aber genug Stoff für einen weiteren Band, an dem die Autoren auch schon fleißig schreiben.

Sehr schön sind auch die Boni, die das Buch bietet, zum einen wirklich tolle Illustrationen auf den Umschlaginnenseiten, vorne gibt es einen Zwerg, hinten einen Ork zu bewundern, weiterhin gibt es zwei Karten, ein Personenverzeichnis und ein Wörterbuch, in dem orkischeWörter übersetzt werden.

Mich hat das Buch regelrecht begeistert, ich kann es daher uneingeschränkt empfehlen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die im November erscheinen wird.