Rezension

Rigots Trauma

Alle Wasser Stein - René Müller-Ferchland

Alle Wasser Stein
von René Müller-Ferchland

Bewertet mit 5 Sternen

ein anspruchsvoller und absolut lesenswerter Erstling

"Der Bildhauer Rigot lebt in einer Künstler-Gemeinschaft im Süden Europas. Er wird plötzlich mit einem Steinblock konfrontiert, der in sein Atelier gebracht wurde, und einem Kind, das aus dem Nichts bei ihm auftaucht. Der Stein, den er laut einer im Drogenrausch ausgesprochenen Wette mit dem Bürgermeister gezwungen ist zu behauen, macht ihn unfähig. Zu seinem Verdruss nimmt die lebenslustige Gemeinschaft und vor allem Amata das Kind an. Amata, die er begehrt und für sich allein haben möchte. Das Kind führt Rigot immer wieder an ein Wasser, das ihm ein frühes Trauma zurückbringen wird. Die Nessunos, wie sich die Gemeinschaft nennt, wollen im Jetzt leben und die Vergangenheit vergessen. Sie scheren sich wenig um die bürgerliche Moral, feiern die Freiheit des Einzelnen und genießen den Schutz der Gemeinschaft. Doch am Ende sind sie mit der Außenwelt konfrontiert und müssen sich vor Gericht verantworten. René Müller-Ferchland gelingt es, diese Geschichte zwischen Rausch und Wirklichkeit mit ihren je individuellen Charakteren in großer Spannung zu halten und zu einem überraschenden Ende zu führen." - soweit der Klappentext.

René Müller-Ferchland wurde 1984 in Magdeburg geboren. Er studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Erfurt und hat für Kultur-, Wirtschafts- und Jugendmagazine gearbeitet. (Quelle: Klappentext)

Das Cover zeigt geöffnete Fenster einer maroden Fassade, das perfekte Bild für die Villa, in der die Künstlergemeinschaft wohnt.

Es ist die erste Buchveröffentlichung des Autors und was für eine! Rigots Geschichte wird in einer raffinierten Art und Weise erzählt. Im Klappentext ist von "Rausch und Wirklichkeit" die Rede. Es ist nicht immer eindeutig, ob das Erlebte real ist oder im Drogenrausch als real empfunden wird. Rigots Überwindung seines Traumas wird behutsam und glaubwürdig dargestellt. Rigot fühlt sich als Außenseiter, bemerkt aber im Verlauf des Romans, dass auch die anderen Nessunos ihr "Päckchen" zu tragen haben. Rückblicke in Rigots Leben werden eingestreut, so dass nach und nach einiges klarer wird. Müller-Ferchland erzählt jedoch nicht jedes Detail, so dass vieles der Fantasie des Lesers überlassen bleibt. Jedes Kapitel überrascht aufs Neue, weil nicht vorhersehbar ist, in welche Richtung sich der Roman entwickeln wird.

Dies trifft auch auf den im Klappentext erwähnten Gerichtsprozess zu, mit einem wahrlich weisen Richter.

Fazit: ein anspruchsvoller und absolut lesenswerter Erstling