Rezension

Robin Undercover

Das strömende Grab -

Das strömende Grab
von Robert Galbraith (Pseudonym von J.K. Rowling)

Bewertet mit 5 Sternen

War der Vorgänger „Das tiefschwarze Herz“ noch ein sperriger, anstrengend zu lesender Krimi aus den Tiefen der Online-Welt, ist J.K. Rowling aka Robert Galbraith mit „Das strömende Grab“ ein fesselnder Pageturner gelungen, in dem sie ein Horror-Szenario für Robin Ellacott geschaffen hat, das an die Nieren geht.

Sir Colin Edensor, ein besorgter Vater, dessen labiler Sohn Will den Kontakt zur Familie abgebrochen und sich der Glaubensgemeinschaft UHC angeschlossen hat, bittet Cormoran Strike um Hilfe. Er soll Will aus den Fängen der Sekte befreien, die es offensichtlich darauf angelegt hat, mit zweifelhaften Mitteln dessen Treuhandfond zu leeren. Strike zögert, bedeutet es doch, dass dieses Vorhaben nur dann gelingen kann, wenn sich jemand aus der Detektei ins Zentrum des Hurrikans begibt. Robin hingegen ist redet ihm zu, den Auftrag zu akzeptieren und erklärt sich bereit, diesen Part zu übernehmen, hat sie doch in der Vergangenheit ihr Talent als Undercover-Ermittlerin bewiesen. Wäre sie sich aber dessen bewusst gewesen, was sie auf dem abgelegenen Bauernhof in Norfolk erwarten würde, hätte sie sicher nicht so blauäugig ihren Einsatz angeboten.

1300 Seiten bieten Frau Rowling natürlich sehr viel Raum, um nicht nur die Geschichte von Robins Aufenthalt in der UHC zu erzählen, sondern auch noch zahlreiche Nebenhandlungen einzuarbeiten. Ob dies unbedingt nötig war, sei dahingestellt aber zumindest der Verzicht auf den Stalking-Fall wäre meiner Meinung nach kein großer Verlust gewesen, da dieser lediglich unnützen Umfang generiert und keine Verbindung zur irgendeinem der angeschnittenen Themen hat.

Was allerdings gut gelungen ist und sich offensichtlich an den Berichten von Aussteigern orientiert, sind die Beschreibungen der Vorgänge innerhalb der Sekte. Gehirnwäsche und Nötigung, der komplette Verlust der Privatsphäre, angeordneter Arbeitseinsatz bis zur völligen Erschöpfung, grausamer Bestrafung bei der Verletzung/Nichteinhaltung der (absurden) Regeln, Missbrauch. All dies ist Teil des geschilderten Alltags, den Robin auf der Farm durchlebt und den Rowling so anschaulich beschreibt, dass man passagenweise den Atem anhält, mitfiebert und hofft, dass sie den Aufenthalt unbeschadet übersteht.

Ach ja, und dann ist da natürlich noch das Privatleben der beiden Protagonisten, Strikes familiäre Störfeuer oder das erneute Auftauchen seiner Ex Charlotte oder die Probleme, die sich aus einem unüberlegten Two-Night-Stand ergeben, während sich Robin auf eine Beziehung zu einem Polizisten eingelassen hat, die mit Sicherheit nicht von Dauer sein wird.

Alles in allem ein spannender, unterhaltsamer Krimi, der trotz mancher Längen meine Erwartungen erfüllt und mir aufgrund des Umfangs eine veritable Sehenscheidenentzündung beschert hat.