Rezension

Roman über eine junge Frau, die sich den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit nicht beugt

Die Detektivin - Nikola Hahn

Die Detektivin
von Nikola Hahn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Frankfurt/Main 1882: Victoria Könitz will sich den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit nicht beugen, heiraten und Kinder bekommen reicht ihr nicht. Als das Dienstmädchen ihrer Tante spurlos verschwindet, ermittelt sie auf eigene Faust. Der aus Berlin nach Frankfurt versetzte Kommissar Richard Biddling glaubt, der Stadtwaldwürger hätte wieder zugeschlagen und öffnet die vor zehn Jahren geschlossene Akte erneut, doch auch er kann nicht so handeln, wie er gerne möchte. Victoria und Richard geraten schnell aneinander ...

Nikola Hahn, selbst bei der Polizei tätig, erzählt nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrer Rolle in der Gesellschaft nicht zufrieden ist und deshalb aus ihren gesellschaftlichen Zwängen ausbrechen möchte, sie lässt uns auch einen Blick in die Kriminalgeschichte tun und erzählt z. B. über die Entdeckung der Fingerabdrücke. Im Anhang geht die Autorin dann etwas weitergehend darauf ein. Mir selbst hätte es allerdings besser gefallen, im Roman selbst mehr darüber zu erfahren.

Die Charaktere sind sehr anschaulich gezeichnet, ich konnte sie mir bildlich vorstellen. Victoria wirkt oft etwas übertrieben und nervig, ich konnte ihr Handeln aber meist gut nachvollziehen und fand sie sehr mutig, vor allem, nachdem klar wurde, wie weit sie wirklich geht … 

Der Kriminalfall ist logisch aufgebaut, hält ein paar Überraschungen bereit und ist teilweise recht spannend. Leider hält sich die Spannung nicht durchgehend, manchmal zieht sich der Roman etwas zu sehr. Besonders gut gefallen hat mir das Ende, auch wenn es nicht wirklich authentisch wirkt für die damalige Zeit.

Der historische Part ist gut recherchiert, mir hat besonders gefallen, dass auch einige historische Persönlichkeiten „mitspielen“ durften, wie etwa Dr. Heinrich Hoffmann, der Autor des „Struwwelpeter“, schön hätte ich ein Personenregister gefunden, in dem diese Persönlichkeiten etwas näher vorgestellt werden. Immerhin gibt es einen Quellennachweis, die erwähnten Bücher lassen sich sicher gut für eigene Recherchen nutzen (Jürgen Thorwald kann ich selbst empfehlen).

Insgesamt hat mir der Roman ganz gut gefallen, Genreliebhabern kann er empfohlen werden.