Rezension

rundum gelungene Fortsetzung

Die Spur der Grausamkeit -

Die Spur der Grausamkeit
von Veronika Rusch

Bewertet mit 5 Sternen

1938 soll Josephine Baker mit ihrem Ehemann einige Wochen in Wien verbringen und dort auftreten. Schon am Bahnhof kommt es bei ihrer Ankunft zu einem Attentat, wobei unklar bleibt, ob wirklich sie das Ziel der Schüsse war. Anonym hat Tristan von Waldeck eine Eintrittskarte für die Premiere erhalten und da er die charismatische Frau nie ganz vergessen hat reist er ebenfalls nach Österreich.

Ähnlich wie in Berlin spürt er auch hier ein bedrohliches Netz, welches sich um die junge Tänzerin immer enger zusammenzieht und Tristan versucht verzweifelt herauszufinden, wer dahintersteckt und ob weitere Mordanschläge geplant sind. Er glaubt, verfolgt zu werden und trifft schließlich auf den alten Widersacher Hermann Gille, der vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich nach Wien abgesetzt hat, wo neue und alte Seilschaften ihn unterstützen. Als zu allem Unglück Tristans Onkel verhaftet und des Mordes verdächtigt wird, kommt Tristan zum ersten Mal der Gedanke, dass vielleicht auch er und seine Familie irgendwie ins Fadenkreuz der Feinde geraten sind.

​Die Josephine-Baker-Verschwörung geht in die zweite Runde.​ Und Veronika Rusch muss ihre Charaktere nicht mehr lang vorstellen, denn man hat sie ja schon im ersten Teil intensiv kennen- und schätzen gelernt. Josephine ist inzwischen mit ihrem Manager verheiratet und Tristan hat eine Beziehung mit Helene, auch wenn beide sich irgendwie scheuen etwas Ernstes daraus werden zu lassen. Dennoch fühlen die Tänzerin und der junge Deutsche sich zueinander hingezogen. Das aufgewühlte Gefühlsleben der Akteure trifft auf eine dichte Krimihandlung. Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen von der ersten Seite an stetig aufzubauen und man gerät erneut in einen unglaublichen Lesesog. Am Ende klären sich die meisten Fragen, wie alles zusammenhängt, wie die Fäden bis in den ersten Band führen.​ Natürlich bleiben aber noch genügend Gegner, die der gerechten Strafe entgehen können und deren Flucht schon den Boden bereitet für die sehnlichst erwartete Fortsetzung.

Wunderbar fand ich, wie das Wien-Flair und die österreichische Sprache dem Buch einen ganz eigenen Ton gaben. Interessante historische Fakten wurden ganz selbstverständlich in die fiktive Handung verwoben und sowohl die Guten, als auch die Bösen erhielten allesamt noch mehr Charakertiefe und ungeahnte Facetten. Begeistert war ich vor allem von Helene, die aus der Riege der starken Nebendarsteller glaubwürdig in die Rolle einer Hauptdarstellerin aufsteigt und die mir mit ihrer zupackenden und klugen Art sehr ans Herz gewachsen ist.

Eine rundum gelungene, hochspannende Fortsetzung. Volle Punktzahl.