Sadie Jones' Meisterwerk

Der Außenseiter
von Sadie Jones

Bewertet mit 5 Sternen

Der Aussenseiter ist definitiv Jones' Meisterwerk! Dass sie schreiben kann hat sie ja schon mit Kleine Kriege oder Der ungeladene Gast bewiesen, aber dieser Roman setzt an Story, Charakteren, Gefühl und Drama noch einmal eins drauf.

Lewis ist ein stiller und sensiebler Junge, aber eigentlich völlig normal. Sein Vater ist fest verwurzelt in den Regeln und Konventionen der Gesellschaft. Sein Sohn mit dem Bedürfnis nach Liebe einerseits und dem rebellischen Touch andererseits ist für ihn ein Rätsel, das er erst gar nicht lösen will. Man merkt schon zu Beginn beim lesen, dass es früher oder später zu einer Katastrophe kommen muss. Der kleine Lewis wird fast schon dazu getrieben der "Ausseinseiter" zu werden. Eigentlich kann man nur den Kopf schütteln darüber, wie mit diesem traumatisierten Kind umgegangen wird, aber in dieser Geschichte, in dieser Zeit, in dieser Umgebung ist er einfach ein Störfaktor.

Das Personal hat mir besonders gut gefallen. Elisabeth, Lewis Mutter, ist eine erfrischend lockere und emanzipierte Frau. Alice, ihre "Nachfolgerin" ist dagegen bedürftig und naiv aber auch auf ihre Art sympathisch. Es gibt den egoistischen Partiarchen Dicky, seine allseits beliebte Tochter Tasmin, die perfekt in die Rolle der höheren Tochter passt. Und es gibt ihre kleine Schwester Kit, die eine so umwerfende Ehrlichkeit, Unschuld und Stärke in die Geschichte bringt, dass man sie einfach lieben muss. Dabei wirkt keiner der Charaktere in seiner Rolle überzeichnet oder unglaubwürdig. Es passt alles.

Eine tolle und traurige Geschichte über einen Jungen versucht es allen recht zu machen, dem aber einfach seine Gefühle in die Quere kommen. Eine tolle Liebesgeschichte. Ein tolle Geschichte übers Erwachsenwerden, das schneller kommt als man denkt. Ein tolles Portrait des Kleinstadtlebens der 40er und 50er Jahre. Ein tolles Familiendrama. Ein tolles Buch.

Für mich hat hier einfach alles gestimmt. Drama, Gefühl und Spannung. Man hofft quasi von der ersten Seite an, dass alles irgendwie gut werden wird obwohl es sich mehr und mehr zuspitzt. Den Fans von Ian McEwan dürfte dieses Buch ebenfalls sehr gut gefallen.